Arkona Blog

Mehr Sport im neuen Jahr, frische Luft gibt es auch auf dem Wasser.

von | Dez 28, 2016 | 2016, Aktuelles, Breitensport

Quelle: SPIEGEL ONLINE – v. 27.12.2016 – Von Jörg Römer

Sport, das neh­men sich vie­le Men­schen zu Sil­ves­ter vor. Und es muss ja nicht immer Jog­ging sein. Pfenn

Worum geht es?

 Ein Mann, ein Boot, ein Ruder: Wer sich allein mit der Kraft sei­ner Mus­keln über das Was­ser bewe­gen will, tat das bereits in der Anti­ke per Ruder – das wis­sen wir nicht erst seit den Skla­ven­ga­lee­ren aus den „Asterix“-Comics. Sich auf die­se Art zu bewe­gen, gehört neben Lau­fen und Schwim­men zu den ältes­ten natür­li­chen Fort­be­we­gungs­mit­teln über­haupt. Und wur­de irgend­wann zum Sport erklärt. Legen­där ist die jähr­li­che Regat­ta auf der Them­se zwi­schen den bri­ti­schen Uni­ver­si­tä­ten von Cam­bridge und Oxford. Und auch dem Deutsch­land­ach­ter ist bei Olym­pi­schen Spie­len gro­ße Auf­merk­sam­keit gewiss. Für den Anfän­ger geht es schlicht um etwas Bewe­gung an der fri­schen Luft.

 

Für wen soll das gut sein?

Für jeden und für fast alles. Denn beim Rudern wer­den die Haupt­mus­kel­par­tien des Kör­pers gefor­dert. Wer annimmt, dass man beim Skul­len (ein Ruder in jeder Hand) oder Rie­men­ru­dern (bei­de Hän­de umfas­sen nur ein Ruder) nur Arme, Rücken und Schul­tern ein­setzt, macht etwas falsch. Denn der Kraft­aus­dau­er­sport besticht mit einer anspruchs­vol­len Tech­nik und bean­sprucht sowohl die Rumpf­mus­ku­la­tur als auch die Bei­ne. Aus ihnen soll­te die meis­te Kraft (etwa 70 Pro­zent) kom­men, wenn in der ers­ten Pha­se der Zug-Bewe­gung der gesam­te Kör­per auf dem Roll­schlit­ten im Boot hin und her bewegt wird. In der zwei­ten Pha­se kommt der Zug aus der Rumpf­mus­ku­la­tur, erst in der Letz­ten aus den Armen und Schultern.

 

Ein weiterer Vorteil beim Rudern.

Der Sport ist über­wie­gend gelenk­scho­nend und kann des­halb auf Brei­ten­sport­ni­veau bis ins hohe Alter betrie­ben wer­den. „Es tre­ten gele­gent­lich Seh­nen­schei­de­pro­ble­me an den Unter­ar­men auf. Aller­dings nur, wenn die Tech­nik falsch aus­ge­führt wird“, sagt Dag Danz­glock vom Deut­schen Ruder­ver­band. Auch Ver­let­zun­gen im Len­den­wir­bel­be­reich kom­men vor. Dane­ben besteht beim Rudern auf Seen, Mee­ren und Flüs­sen poten­zi­el­le Unfall­ge­fahr. Schwim­men zu kön­nen ist also Voraussetzung.

 

Was kostet es?

Rudern ist ein typi­scher Ver­eins­sport. Dort fin­den sich nicht nur leicht Mit­ru­de­rer, auch die Boo­te wer­den gestellt. Die sind nicht bil­lig. Ein Brei­ten­sport-Einer kos­tet zwi­schen 3000 und 4000 Euro, das Hig­hend-Wett­kampf­ge­rät bis zu 12.000 Euro. Auch die Tech­nik sowie die Regeln auf dem Was­ser las­sen sich im Ver­ein erler­nen. „Ruder­kur­se für Anfän­ger gehen mit jeweils zwei Ein­hei­ten über vier bis sechs Wochen. Dann kann man nor­ma­ler­wei­se in einem Skull-Mann­schafts­boot gut mit­ru­dern“, so Danzglock.

 

Eine Ver­eins­mit­glied­schaft kos­tet im güns­ti­ge­ren Fall um die 20 Euro pro Monat. Dann darf man die Boo­te des Ver­eins nut­zen. Es gibt aber auch exklu­si­ve­re Ruder­klubs, die Klub gern mit C schrei­ben, bei denen 50, 60 Euro pro Monat fäl­lig wer­den. Doch auch indoor kann geru­dert wer­den. In nahe­zu jedem Fit­ness­stu­dio ste­hen Ergo­me­ter-Ruder­ma­schi­nen. Sie haben den Vor­teil, dass man unter den immer glei­chen Bedin­gun­gen allein trai­nie­ren kann. „Die Tech­nik ist ähn­lich. Im ech­ten Boot kom­men aber noch der Mann­schafts­ge­dan­ke und die Anfor­de­run­gen an das Gleich­ge­wicht dazu“, sagt Danzglock.

 

Die Con­cept 2 (ab ca. 1000 Euro) ist das Stan­dard­ru­der­ge­rät – dar­auf wer­den sogar Welt­meis­ter­schaf­ten in der Hal­le aus­ge­tra­gen. Topru­de­rer schaf­fen die zwei Kilo­me­ter in unter sechs Minu­ten. Legen­där ist außer­dem der Water Rower. Das schi­cke Holz­teil (Vari­an­te Nuss­baum ca. 1700 Euro), bei dem der Wider­stand durch einen trans­pa­ren­ten Was­ser­tank erzeugt wird, ist der heim­li­che Star aus „House of Cards“. In der US-Serie über Washing­tons Polit-Intri­gen rudert sich Kevin Spacey als US-Prä­si­dent Frank Under­wood auf dem Teil gern den Frust aus dem Leib.

20. Ber­li­ner Indoor-Rowing Dezem­ber 2016 im Kuppelsaal(Olympiagelände)

Was bringt daran Spaß?

Rudern ist ein Sport für Men­schen, die gern in der frei­en Natur unter­wegs sind. Das kann man im Ruder­boot das gan­ze Jahr über sein. Höchs­tens Eis­bil­dung, zu hohe Wel­len (nach Revier) oder Gewit­ter ver­hin­dern das Trai­ning an der fri­schen Luft. 

Und Rudern ist ein Sport für Men­schen, die Sinn für Rhyth­mus haben. Den muss näm­lich auch der Schlag­mann in einem Mann­schafts­boot besit­zen, der die Schlag­zahl vor­gibt. Wenn dann das Team mit­zieht und har­mo­niert, läuft das Boot, wie es im Ruder­jar­gon heißt. Doch obwohl der Team­geist eine Rol­le spielt, ist Rudern selbst hier etwas für Ego-Sport­ler, die sich aus­po­wern wol­len. „Jeder kann sich indi­vi­du­ell belas­ten, auch in einem Mann­schafts­boot. Haupt­sa­che die Bewe­gung ist har­mo­nisch“, sagt Danzglock.

Das hat in „House of Cards“ sogar Clai­re, die durch­trie­be­ne Gat­tin des fik­ti­ven Prä­si­den­ten erkannt. Als Spacey aka Under­wood eine Zeit lang sein Ruder­trai­ning ver­nach­läs­sigt, befürch­tet sie, dass er für den täg­li­chen Politzir­kus in Washing­ton nicht mehr fit genug sein wird. Ihre deut­li­che Anwei­sung an ihn: „Use the maschi­ne – benut­ze das Rudergerät.“ 

Ein guter Vor­satz für das neue Jahr!

 

Na – denn .…

Wer­ner Fromm

error: Content is protected !!