Freitag, 28.7.
Alle Wege führen zum Wangnitzsee, wie die bekannte Redewendung behauptet. Also treffen sich acht Ruderer und Ruderinnen (neuerdings fälschlicherweise auch als „Rudernde“ bezeichnet) von Arkona und zwei von den Friesen, um die Wasserqualität im brandenburgisch-mecklenburg-vorpommernschen Grenzgebiet im Regensommer 2017 zu testen. Ein Fahrrad und drei Kraftfahrzeuge tröpfeln nach und nach ein und dann tröpfelt auch der Regen, bzw. zeigt in einem halbstündigen Schauer, dass es ihn noch gibt. Von 18 bis 20 Uhr wird in Karins Gaststube sehr ordentlich gespeist. Anschließend werden die Boote („Werder“ von Arkona und „Oberbürgermeister Kirschner“ vom Märkischen Ruderverein) mit Hilfe einer großen Zahl jugendlicher Helfer vom Kloster Lehniner Ruderverein aus der Halle getragen. Erstaunlich wie viele Hände Platz an einem Boot haben. Erstaunlich auch, wie leicht so ein alter Holzvierer sein kann! Nach gründlicher Wässerung der Werder setzen wir in der Gaststube unsere inwendige Wässerung fort, wobei „Wasser“ definitiv die falsche Bezeichnung ist. Allerdings versuchen die meisten angesichts der schweren Ruderprüfungen der folgenden Tage schon gegen 21 Uhr Schlaf zu finden. Angesichts von einem Dutzend Monopoly spielenden Choriner Ruderfreunden im offenen Aufenthaltsraum ist dies gar nicht so einfach, aber zwischen zwei Uhr und Sonnenaufgang gegen fünf kommen auch die Letzten zur Ruhe…
Sonnabend, 29.7.
Der Tag beginnt früh, vor sieben Uhr, dem eigentlichen Aufstehtermin: Eine gewisse feuchte Klammheit, die unsere 1‑Sterne-Unterkunft (warmes Wasser) seit jeher auszeichnet, treibt uns aus dem Bett. Leider sind die Handtücher und sonstige Textilien, auch solche, die gestern Abend noch trocken waren, von einer eigenartigen, nicht direkt nassen, aber auch keineswegs trocken zu nennenden Aura umgeben. – Egal. Wir sind zum Rudern und nicht zum Meckern hier. Karins Frühstück ist reichhaltig und der Kaffee ist stark und schwarz. Nur die auf dem Buffet aufgestellten Gläser warten vergeblich auf den nicht vorhandenen Orangensaft.
Um 9.15 Uhr, als pünktlichst die ersten Tropfen fallen, machen wir uns auf die Reise durch die allseits bekannte Seenkette: Wangnitzsee (ja, den Adlerhorst gibt es noch, obwohl die Vögel aus der Ferne nicht wie Adler aussehen) – Kleiner und Großer Priepertsee – Ellenbogensee – Zirnsee und Menowsee bis zur Steinförder Schleuse.
Das Wetter stabilisiert sich, nach dem leichten Niederschlag am Anfang kommt nichts nach. Sehr angenehmes Rudern in unserem Werder, der überraschender Weise dicht ist und dem großartigen „Oberbürgermeister Kirschner“ (von 1993 bis 1899 Bürgermeister Berlins, danach bis 1912 Oberbürgermeister – wieder was gelernt), ein altes, äußerst breites, fast schon kirchbootartiges Holzboot mit Charakter und hervorragenden Fahreigenschaften. Die schweren, ungewohnten Holzskulls vergisst man da schnell…
Wende an der Schleuse, kurzes Entwässern der Mannschaften auf dem nahe gelegenen Wasserrastplatz (Mücken!!!) und Rudern zum Campingplatz am Ende des Ellenbogensees mit nicht ganz leichten Anlegemanövern. Im Café machen wir beim Ordern von Kaffee und Kuchen interessante Erfahrungen, was es heißt, völlig organisationsfrei einige Bestellungen aufzunehmen und diese in langwieriger Handarbeit abzuarbeiten, wobei sich mehrere Beschäftigte ständig gegenseitig stören. Nach geraumer Zeit und vielen überflüssigen Serviergängen sind aber alle versorgt. Jetzt lässt sich sogar die Sonne am Himmel sehen. Erste Kameraden suchen schon wieder Schattenplätze auf. Man kann es eben nie allen immer recht machen.
Wir rudern flott nach Hause, der vorübergehende Verlust eines Paddelhakens wird bemerkt und er wird von jungen, freundlichen Kanufahrerinnen aufgefischt und an den Absender zurückgegeben. Nach dem Essen (sehr häufig wird Kartoffenpuffer, doppelte Portion, bestellt, selten Schnitzel) wollen wir noch Frauenfußball-EM sehen. Schadenfreude entwickelt sich, als wir sehen, dass nicht nur Ruderer unter widrigem Wetter zu leiden haben. Zweistündige Bemühungen, einen Fußballplatz mit Hilfe dreier Duschbodenabzieher von den Wassermassen zu befreien, sind zwar lustig anzusehen, aber völlig nutzlos. Um 22 Uhr erfolgt die Absage des Spiels und es beginnt die Bettruhe.
Sonntag, 30.7.
Nach dem Frühstück ist die schöne Fahrt zum Drewensee mit Besuch der Fischräucherei an der Holz-/Hausbrücke vorgesehen. Eine durchziehende kurze Gewitterfront mit drei Blitzen lässt uns nach dem Essen unschlüssig werden. Da im totalen wangnitzer Internetloch keine Wetterapp die Unsicherheit zerstreut oder bekräftigt (auf die Idee, zuhause anzurufen und jemand um Auskunft zu bitten, kommt niemand), wollen viele Ruderfreunde nicht aufs Wasser. Also kommen die Boote – im Zweifel für die Sicherheit – in die Halle. Dass man nachher immer schlauer ist, erkennt man, als während der bald danach erfolgenden Heimfahrt das Wetter immer besser wird. Nächstes Mal sollte man vielleicht vor einer Absage ein Stündchen warten, wie sich das Wetter entwickelt. Ein etwas unbefriedigender Abschluss, aber die Fahrt vom Sonnabend wird trotzdem in schöner Erinnerung bleiben…
Klaus Becker