Arkona Blog

Wanderrudern in Brandenburg 15.6. – 18.6.

von | Jun 26, 2023 | 2023, Breitensport, Wanderfahrt

Auf die Minu­te pünkt­lich tra­fen wir uns am Don­ners­tag­abend in der Lob­by des Hotels Sorat, die For­ma­li­tä­ten waren da längst erle­digt, die Zim­mer bezo­gen und die klei­ne Vor­stel­lungs­run­de – wie bei Rude­rern üblich – schnell gemacht, so dass wir hur­tig auf unser ers­tes Ziel, ein klei­nes Restau­rant namens Kar­tof­fel­kä­fer, zueilten.

Wir konn­ten im Frei­en, an einem gro­ßen Tisch sit­zen, essen und trin­ken und uns dabei auch mit dem Tisch­nach­barn von rechts, links und gegen­über unter­hal­ten. Das gut erhal­te­ne Kopf­stein­pflas­ter in der gan­zen Stadt ließ uns den ein oder ande­ren Satz wie­der­ho­len müs­sen, wenn ein Auto vor­bei­fuhr. Was wäre es doch schön, wenn man Innen­städ­te gänz­lich auto­frei machen könn­te. Sum­mer in the City. Die Wet­ter­nach­rich­ten für den Frei­tag sahen nicht so rosig aus, aber der Fahr­ten­lei­ter Bernd hat­te da längst umdis­po­niert und den Kul­tur­teil auf den Frei­tag­vor­mit­tag vorgezogen.

So wie der Weg­wei­ser den Weg nicht geht, den er weist, so hält auch die Wet­ter-App nicht das, was sie vor­her­sagt. So konn­ten wir tro­cke­nen Fußes unse­rem Stadt­füh­rer Klaus, dem 2. Vor­sit­zen­den des Ruder-Clubs-Havel Bran­den­burg fol­gen. Bran­den­burg bestand eigent­lich aus zwei Städ­ten, heu­te noch deut­lich sicht­bar an den Stadt­tei­len Alt­stadt und Neustadt. 
Da muss­te erst die preu­ßi­sche Pickel­hau­be die zän­ki­schen Nach­barn zusam­men­brin­gen, gut sicht­bar im Stadt­wap­pen. Alt- und Neu­stadt sind heu­te durch die Jahr­tau­send­brü­cke ver­bun­den, aktu­ell gab es gera­de ein Stadt­fest. Die Brü­cke dien­te als Stand­ort für ver­schie­de­ne Fress­bu­den. Inte­gra­ti­on klappt her­vor­ra­gend über den Koch­topf. So konn­te man spa­ni­sche Chur­ros Mag­de­bur­ger Art dem gie­ri­gen Schlund zufüh­ren. Man/frau muss es ein­fach mögen. 

Die lan­ge Zeit völ­lig aut­ar­ke Dom­in­sel wur­de dann 1929 auch noch ange­schlos­sen. Hier wur­den im letz­ten Jahr­hun­dert dem alten Adel, den Schu­len­burgs und Lamb­s­dorffs, am Gym­na­si­um die rit­ter­li­chen Tugen­den ein­ge­bleut. Vico von Bülow, bes­ser bekannt als Lori­ot, ent­ging die­ser Beschu­lung nur, indem er drei­jäh­rig der Stadt den Rücken kehr­te und sich nach Ber­lin absetz­te. Sei­ner Hei­mat­stadt blieb er aber immer ver­bun­den, deut­lich sicht­bar gemacht durch die 25 Wald­möp­se, die heu­te über das gan­ze Stadt­ge­biet ver­teilt sind. Klaus brach­te noch gekonnt die Mori­tat von Frit­ze Boll­mann zum Vor­tra­ge, bevor wir dann in der St. Katha­ri­nen­kir­che vier Orgeln Gehör schenk­ten, die zen­tral von einer mobi­len Ein­heit bespielt werden.

Nach die­sem geball­ten Kul­tur­teil ging es aufs Was­ser mit den Boo­ten Gör­den und der Odys­see, zuerst ein­mal Rich­tung Plau­er See, vor­bei an den Fahr­ge­schäf­ten und Rum­mel­bu­den, dann an auf­wen­dig reno­vier­ten und zu Wohn­raum umfunk­tio­nier­ten Indus­trie­ge­bäu­den. Da fuhr dann tat­säch­lich eine Regio­nal­bahn über die Eisen­bahn­brü­cke, als wir gera­de pas­sier­ten. Da war eine Run­de fällig.

Abends ging es dann in ein Lokal geho­be­ner Klas­se. Sin­ni­ger­wei­se saßen wir bei som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren im Restau­rant, an der Stirn­sei­te des Tisches hing ein rie­si­ger Bild­schirm, auf dem ein hei­me­li­ges Kamin­feu­er pras­sel­te. Auf der Ter­ras­se des Ver­eins­hau­ses nah­men wir den ers­ten Absa­cker, eini­ge konn­ten es gar nicht erwar­ten in der Gon­del des Rie­sen­ra­des Platz zu neh­men. In klei­nen Grup­pen tra­ten wir auf sehr unter­schied­li­chen Wegen den Heim­weg an.

Am nächs­ten Mor­gen gab es wie­der ein aus­ge­zeich­ne­tes Früh­stück in einem klei­nen Café am Fritze-Bollmann-Brunnen.

Mit neu zusam­men­ge­stell­ten Mann­schaf­ten ging es dann auf die Tages­tour über den Beetz­see, vor­bei an den Tri­bü­nen der Regat­ta­stre­cke ans ande­re Ende des Sees. Unter­wegs wäh­rend einer Trink­pau­se kreis­te eine gro­ße Grup­pe Greif­vö­gel über unse­ren Köp­fen. Adler, Fal­ke, Bussard?

Letzt­end­lich einig­ten wir uns auf „Wei­he“. Bald erreich­ten wir einen ein­sa­men Sand­strand, an dem wir pro­blem­los anlan­den konn­ten. Eini­ge nutz­ten mit impro­vi­sier­ter Bade­be­klei­dung den direk­ten Kon­takt mit dem Was­ser. Dunk­le Wol­ken am Him­mel und leich­tes Grum­meln lie­ßen uns schon bald die Rück­kehr antre­ten. Petrus hielt sich aber exakt an den von der Fahr­ten­lei­tung aus­ge­ge­ben Zeit­plan. Kaum hat­ten wir Boo­te und Skulls wie­der ver­staut und auf der Ter­ras­se des Ver­eins Platz genom­men, setz­te der Gewit­ter­re­gen ein. 
Wie schön ist es doch unter schüt­zen­dem Bal­da­chin mit einer frisch gezapf­ten Kalt­scha­le dem Wet­ter­ge­sche­hen zuzu­se­hen. Nicht nur den Gar­ten­be­sit­zern unter uns ging da das Herz auf. Nach Rie­sen­rad und Ket­ten­ka­rus­sell stan­den wir stau­nend eine Zeit­lang vor einem Fahr­ge­schäft, in dem sich Men­schen gegen Geld im raschen Wech­sel den Fall- und Zen­tri­fu­gal­kräf­ten aus­lie­fer­ten. Unse­re Aus­beu­te an der Schieß­bu­de war erbärm­lich. Auf unter­schied­li­chen Umwe­gen fan­den wir den Weg zurück zu den Rathausstuben.

Am nächs­ten Mor­gen ging es dann mit den Boo­ten noch ein­mal Rich­tung Plau­er See.

Es war ein biss­chen wie auf dem Goße­ner Kanal, eine Arma­da von moto­ri­sier­ten Frei­zeit­ka­pi­tä­nen tucker­te vor, hin­ter und neben uns, mit leich­tem Kopf­ni­cken erwie­sen die Fahr­zeug­füh­rer den mus­kel­be­trie­be­nen Was­ser­fahr­zeu­gen den erfor­der­li­chen Respekt. Bloß nicht zu viel Bewe­gung, da könn­te die ein oder ande­re Kalo­rie bei drauf gehen. Auf dem See ruder­ten wir dann noch eine gro­ße Run­de, um eine gute Per­spek­ti­ve für ein Foto von der Ein­fahrt nach Bran­den­burg zu finden.

Mit einem klei­nen Imbiss auf der Ter­ras­se des Ver­eins­hau­ses klang die­se wun­der­schö­ne Fahrt aus.

Ein ganz gro­ßer Dank geht an Dag­mar und Bernd, die die­se in jeder Hin­sicht gelun­ge­ne Fahrt orga­ni­siert hatten.

Hein­rich

Die „Bran­den­burg“ Mannschaft
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