Arkona Blog

Wanderrudertour 2022 – Mit dem „Seebär“ auf dem Vierwaldstätter See unterwegs

von | Okt. 2, 2022 | 2022, Breitensport, Wanderfahrt

In die Schweiz zum Vier­wald­stät­ter See soll­te es an die­sem frü­hen Sonn­tag­mor­gen von Ber­lin aus gehen. Um 6 Uhr mach­te sich der Pack­meis­ter bei der Ruder-Uni­on Arko­na Ber­lin an die Arbeit und ver­stau­te Kof­fer, Ruder­sä­cke und wei­te­res Zube­hör in den Ver­eins­bus und einen wei­te­ren PKW. Dann ging es auch schon los.

Die übli­che Navi­hö­rig­keit führ­te zeit­wei­se zu getrenn­ten Wegen, beim ers­ten Stopp in Bay­ern tra­fen wir uns wie­der. Exakt 12 Stun­den nach dem Start erreich­ten wir unser Ziel, das Hotel Schlüs­sel in Alpnach. Dort mach­ten wir uns abends mit der Spei­se­kar­te und den doch etwas ande­ren Prei­sen vertraut.

Am nächs­ten Mor­gen waren alle über­pünkt­lich um den Früh­stücks­tisch ver­sam­melt. Eine über­aus freund­li­che Bedie­nung frag­te stän­dig nach unse­ren Wün­schen und ver­sorg­te uns mit Küb­li voll Kaf­fee, Bröt­li und Küch­li. Die­se über­bor­den­de Freund­lich­keit war so unge­wohnt, dass dem ein oder ande­ren wohl schon „Nun is aber jut und schö­nen Tach och“ auf der Zun­ge lag, aber als Haupt­städ­ter mit mul­ti­kul­tu­rel­lem Erfah­rungs­hin­ter­grund wuss­ten wir uns zu benehmen.

Beim RC Reuss in Luzern wur­de uns dann der See­bär vor­ge­stellt, ein Rie­me­n­ach­ter mit auf der Boots­kan­te ange­brach­ten Dol­len und ver­setz­ten Roll­sit­zen. Beim ers­ten Anblick kamen kurz Zwei­fel auf, ob man die­ses brei­te Boot wohl dre­hen kön­ne. Wider Erwar­ten ging das doch ganz gut, 6 vor­ne und 6 hin­ten und schon lag der tipp-topp gepfleg­te „Acht­zig­jäh­ri­ge“ in den Böcken.

Das Boots­haus des RC Reuss von 1922 bein­druckt durch eine Viel­zahl von neu­en Boo­ten und macht einen sehr gepfleg­ten Ein­druck. Auch in den ande­ren Ver­ei­nen, die wir ken­nen­lern­ten, über­wog die­ser Eindruck.

Unse­re ers­te Fahrt führ­te uns zum RC Stans­stad. Ange­neh­me Tem­pe­ra­tur und ein leich­tes Lüft­chen waren opti­ma­le Bedin­gun­gen, um sich mit dem behä­bi­gen See­bä­ren ver­traut zu machen und die Berg­ku­lis­se zu bewundern.

Start mit den Seebären

Nach kur­zer Ein­ge­wöh­nungs­zeit lief das Boot ganz gut, unse­re Ret­tungs­wes­ten hat­ten wir vor­schrifts­mä­ßig neben uns liegen.

Boot läuft

Ver­gli­chen mit dem Wann­see war nicht viel los. Ganz sel­ten nur hieß es „Ruder halt“ um auf den von Fäh­ren oder Motor­boo­ten gewor­fe­nen Wel­len zu schau­keln. Segel­boo­te kamen uns nur sel­ten in die Quere.

Am nächs­ten Tag ging es nach Küss­nacht zum RC Rigi. Hier eskor­tier­te uns der Prä­si­dent des Ver­eins – ein gebür­ti­ger Stutt­gar­ter- im Einer zum Boots­haus. Die­ses Boots­haus wur­de von der Gemein­de in Holz­bau­wei­se errich­tet mit einer ganz­sei­ti­gen Ple­xi­glas­wand, licht­durch­flu­tet und vom Feins­ten. Auch über das Pro­ce­de­re der Ein­bür­ge­rung konn­ten wir etwas erfah­ren. „Nen­nen Sie uns mal fünf Sehens­wür­dig­kei­ten von Luzern!“ Auch dass eine Gemein­de schon mal Antei­le der Grund­steu­er erstat­tet, wenn das Stadt­sä­ckel gefüllt ist, ver­setz­te uns in Stau­nen. Glück­li­che Schweiz!

RC Rigi

Kapell­brü­cke und Stadt

Spä­ter saßen wir dann im Rat­haus­kel­ler an einem gro­ßen, qua­dra­ti­schen Tisch zusam­men. Jeder hat­te jeden im Visier, eini­ge(!) bedau­er­ten, dass die Kap­pen­ord­nung aus­ge­setzt war. Nur gut, dass wir noch einen klei­nen Nacht­marsch durch die quir­li­ge Stadt machen muss­ten, um zu den Autos zu kom­men, die wir beim RC Reuss par­kiert hatten.

Die Ruder­ka­me­ra­den aus Flüelen hat­ten uns schon am Abend zuvor gewarnt, die Fahrt dort­hin zu unter­neh­men, denn es war Föhn ange­sagt und somit lag die Gefahr von Gewit­ter und hef­ti­gen Böen in der Luft. Die Wet­ter und Wind­ver­hält­nis­se auf dem Vier­wald­stät­ter See sind doch so ganz ande­re als bei uns auf der Havel. So war es kei­ne Fra­ge, dass wir unse­re Pla­nung änder­ten und statt­des­sen nach Alpnach­stad fuh­ren. Bei kräf­ti­gem Gegen­wind lan­de­ten wir in der Nähe des Schwimm­ba­des an und mach­ten uns dort über das vom Land­dienst auf­ge­bau­te Pick­nick her. Am Nach­mit­tag ging es dann zur bekann­ten Regat­ta­stre­cke Rot­see, eine wind­ge­schütz­te 2000 Meter Stre­cke, ein­ge­bet­tet in ein Natur­schutz­ge­biet. Die spä­te­re Fahrt zur Ein­nah­me von Kaf­fee und Kuchen in einem inner­städ­ti­schen Café stell­te höchs­te Anfor­de­run­gen an unse­re Fah­rer, sind doch die Stra­ßen in Luzern extrem eng mit einer Park- und einer Fahr­spur aber zuläs­si­gen zwei Fahrt­rich­tun­gen. Unse­re Chauf­feu­re schaff­ten das ohne Tou­chie­ren und ohne sich ein Knöll­chen ein­zu­fan­gen. Letz­te­res kann in der Schweiz schnell sehr teu­er werden. 

Am nächs­ten Tag gab es kei­ne Sicht auf die Ber­ge, statt­des­sen Regen­sa­chen an – Regen­sa­chen aus, über­wie­gend war es aber tro­cken. Das Ziel war der Ort Bür­gen­stock. „Hä, Wie?“ „Bir­ken­stock?“ Der Land­dienst konn­te den Ort aber nicht errei­chen, die Zufahrts­we­ge waren gesperrt. Aus Sicht der Anwoh­ner sicher­lich eine klu­ge Ent­schei­dung. Über dem klei­nen noch ursprüng­li­chen Ort ragen zwei rie­si­ge Beton­käs­ten, offen­sicht­lich Hotels oder Sana­to­ri­en. Die Ent­schei­dung im Boot, ob direkt zurück zum RC Reuss oder wei­ter nach Stans­stad, war schnell getrof­fen und mit­tels moder­ner Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik dem Land­dienst mit­ge­teilt. Wir ruder­ten nach Stans­stad, das wir bereits bei bes­ten Wet­ter­be­din­gun­gen (sie­he Foto) ein­mal am Mon­tag besucht hat­ten.  

RC Stans­stad-Steg

Dies­mal pick­nick­ten wir bei leich­tem Regen und ermög­lich­ten so dem Vor­mit­tags­land­dienst eine klei­ne Ruder­tour zurück nach Luzern. Dort konn­ten wir bei einem Bier auf der über­dach­ten Ter­ras­se dem nun ein­set­zen­den Platz­re­gen so rich­tig zufrie­den zuschauen.

Am Abend ging es mit der Seil­bahn zur Berg­wirt­schaft Alpg­schwänd hin­auf auf 1216 m.

Seil­bahn

Ich ent­schied mich für das Gericht „Älp­ler­ma­gro­nen“. Hät­te es noch einen zwei­ten Inter­es­sen­ten für die­ses lan­des­ty­pi­sche Gericht gege­ben, wäre es zünf­tig in der Dach­rin­ne ser­viert wor­den. So bekam ich ein Tel­ler­ge­richt mit reich­lich Milch­nu­deln, Kar­tof­feln, Röst­zwie­beln und einem Schäl­chen Apfel­mus. Kalo­rien­mä­ßig reich­te das bis zum nächs­ten Abend. Nur gut, dass es im Hotel noch einen Absa­cker in Form eines Küb­li gab.

Auch am nächs­ten Tag tief­ver­han­ge­ner Him­mel. Vom Aus­par­kie­ren am Hotel bis zu den ers­ten Kom­man­dos im Boot dau­er­te es nur­mehr 45 Minu­ten. Wir stei­ger­ten uns mäch­tig. Den Hin­weg zum Ver­ein fan­den wir schon ohne Navi. Harald par­kier­te den Bus, die Grif­fe am See­bär saßen, selbst das Dre­hen wur­de ohne Zau­dern und Beden­ken schnell und prä­zi­se aus­ge­führt. Kei­ner wuss­te es irgend­wie bes­ser, sodass auch der klei­ne Mann auf der Roll­schie­ne funk­tio­nier­te und wuss­te, was zu tun ist. Das ist ein gutes Mann­schafts­ge­fühl. Es ging heu­te nach Weg­gis, vor­bei an „Bür­gen­stock“ und ohne Anlan­den zurück. Neben den vie­len an den Hang gekleb­ten Flach­bau­ten pas­sier­ten wir auch immer mal wie­der herr­schaft­li­che Vil­len oder schloss­ar­ti­ge Gebäu­de mit Türm­chen und Erkern, die dann einen Foto­stopp not­wen­dig machten.

Weg­gis

Im Ver­ein ver­zehr­ten wir dann die Res­te unse­res Pick­nick­vor­ra­tes und nach kur­zem Zwi­schen­stopp im Hotel ging es dann mit PKW Rich­tung Urner­see, unser ursprüng­li­ches Ziel vom Mitt­woch. Vom Berg her­ab hat man einen herr­li­chen Aus­blick auf den See und die Gemein­de Flüelen.  Auf dem Pan­ora­ma­weg wer­den mit­tels Schau­käs­ten mit beweg­li­chen Bil­dern Sze­nen der Schwei­zer Geschich­te dar­ge­stellt. In Becken­ried wur­de dann der Nach­mit­tags­kaf­fee ein­ge­nom­men und der ein oder ande­re nahm die Gele­gen­heit wahr den Rad­damp­fer zu fotografieren.

Rad­damp­fer

Abends war für uns das Stüb­li reser­viert, um das Nacht­mahl ein­zu­neh­men. Früh um sie­ben am nächs­ten Mor­gen ver­sam­mel­ten wir uns zum Früh­stück, bedank­ten uns noch ein­mal herz­lich bei der Dame vom Buf­fet für ihre Freund­lich­keit. Und dann ging es zurück nach Ber­lin, die­ses Mal mit einer Punkt­lan­dung um 19:00 Uhr nach genau 11 Stun­den Fahr­zeit. Vie­len Dank an die bei­den Fahr­ten­lei­ter Bernd & Bernd für die exzel­len­te Pla­nung und das her­vor­ra­gen­de Impro­vi­sa­ti­ons­ge­schick bei unvor­her­seh­ba­ren Wetterumschwüngen.

Hein­rich

Mit mehreren pünktlichen (!) Bussen ging es am nächsten Morgen zum RV-Wandsbek. Über Außen- und Binnenalster ging es flott durch die zwei Stadtschleusen und diesmal bei Ebbe (!) durch die Kanäle der Speicherstadt  quer über die Norderelbe zum RV “Die Wikinger“.
Dort wurden wir schon erwartet. Der Verein hat die praktische Einrichtung eines Clean Up- und Brunch Termins. Wir kamen zum 2. Teil der Veranstaltung und konnten bei einem reichlich gedeckten Tisch ein zweites Frühstück einnehmen. Vielen Dank für die Bewirtung.

Nun ist es beim Rudern wie im wirklichen Leben, ein ständiges Geben und Nehmen. So nahm eines unserer Boote bei der Ausfahrt eine gelbe Tonne mit. Der Steuermann hatte den mächtigen Tidestrom nicht richtig eingeschätzt. Das andere Boot übergab wenig später den Flaggenstock an die Elbe. Die Tonne haben wir ohne Beschädigung an Ort und Stelle gelassen, den Flaggenstock aber zurückgeholt.

Über Norder- und Dove Elbe ging es dann zur Schleuse Tatenberg. Bevor wir einfahren konnten, verließ eine Armada von kleinen und großen Motorbooten die Schleusenkammer. Um kurz vor Vier waren wir wieder am Steg beim RC Bergedorf.

Nach gründlicher Reinigung der Boote spendierte Axel noch eine Runde. Das Flens ploppte zwar nicht so wie in der Werbung, schmeckte dafür umso besser. Auch der Hamburger Verkehrsverbund kennt Verspätungen und Ausfälle, so dass uns Dirk per Shuttle nach Bergedorf bringen musste.

Am Sonntag schloss sich dann ein schöner Kulturteil an. Was wäre Hamburg ohne eine Hafenrundfahrt? Anschließend ging es dann über Finkenwerder nach Teufelsbrück in die Dübelsbrücker Kajüt, ein mit allen Utensilien und Souvenirs der Seefahrer ausgestattetes Lokal.

Wir saßen an einem urigen, großen Drehtisch und ließen uns mit feinsten norddeutschen Speisen wie Labskaus und Scholle Finkenwerder Art verwöhnen.

Da wurde ein längerer Spaziergang an der Elbe zum gesundheitlichen Muss. Es stürmte heftig und wir waren alle froh, dass wir uns auf festem Grund bewegten.

Am Bahnhof Altona trafen wir Dirk wieder, der freundlicherweise unser Gepäck vom Hotel in Bergedorf zum Bahnhof durch die Stadt kutschiert hatte.

An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Vater und Sohn, die uns mit Planung und Ortskenntnis eine großartige Herrenfahrt organisiert haben. Hoffentlich können wir das Format „Herrenfahrt“ noch lange fortführen.

Heinrich

Mit dabei waren: Dirk und Bernd Stoeckel, Albert Zeller, Arnold Hiß, Jörg Irmer, Rainer Ohm, Gerhard Belmega, Andreas Jahn, Heinrich Ohmes, Axel Engelmann

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