Wanderfahrt am 21. September 2013
Zwei Wochen vor der Veranstaltung erhielt ich vom SRCF eine Mail, dass der SRCF zum Sportschiffer-Gottesdienst in und an der Heilandskirche in Sacrow zu einer Kirchbootfahrt einlädt. Geplant ist eine Wanderfahrt, anders gesagt eine Wannsee-Umfahrt.
Perfekt, dachte ich mir. Da ich lange nicht mehr im Kirchboot des SRCF saß, meldete ich mich und Peter sofort für diese Fahrt an. Kirchbootfahren ist ja eine klasse Sache, es macht Spaß, man kann durch die Wellen reiten und muss nicht ständig anhalten. 14 Leute rudern, es ist mal was anderes, ich war begeistert. Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wir Arkonen hatten ja auch mal wieder überlegt, das Boot auszuleihen, aber irgendwie hat es nicht geklappt, ihr wisst es selbst: der Terminkalender eines Ruderers ist fast immer mit irgendwelchen Fahrten geblockt und voll.
Vier Tage vor dem Termin kam eine weitere Mail vom SRCF, es sind nur fünf Anmeldungen. Oh Schreck, meine Wünsche, mit dem Kirchboot zu fahren, reduzierten sich drastisch. Also rührten wir Teilnehmer nochmal die Werbetrommel für die Fahrt, aber ohne Erfolg. Der Freitag vorher, wo wir Angemeldeten nochmals weitere Ruderer zur Teilnahme bewegen wollten, fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Es war tierisch kalt und es regnete den ganzen Tag in Strömen.
Doch am Samstag war es dann wie immer: das Ruder-Wetter wird am Steg gemacht! Das Kirchboot lag wohlbehütet auf seinem Anhänger und ruhte. Wir verkappten Kirchbootruderer hatten natürlich eine Alternative: einen Achter. Da wir nur acht Personen waren, ruderten wir auf einem Platz unterbesetzt, aber das war überhaupt kein Problem. Wir zwei Arkonen, drei Friesen, zwei Collegianer und ein Pichelsberger starteten zu einer Wannsee-Umfahrt. Zuerst war es noch diesig und dunkle Wolken begleiteten uns. Doch das Wetter wurde immer besser, schon bald gab es die erste Kleiderordnung an Bord. Wir ruderten zuerst über den Wannsee und die Seenkette. Bei Astoria legten wir an, allerdings war dort niemand, auch keine Bewirtschaftung. Kurz überlegten wir, ob wir im Teltowkanal anlegen und Pause machen, verwarfen aber diese Idee, denn von Astoria zur Heilandskirche ist es ja nun wirklich nicht weit. Die Sonne schien, es war warm, 17 Grad, es war ein super Tag zum Rudern. Wir legten um 12:45 h in der Havelbucht vor der „Heilandskirche am Port“ an, so wie es jetzt heißt. Extra zu diesem Gottesdienst wurde ein Steg angebracht, den wir Ruderer nutzen konnten. Ruder-Kollegen aus Werder zogen uns netterweise an den Steg, sie warteten auf ihren Vierer, der erst später anlandete.
Über den Steg und über den Hügel holten wir den Achter raus und legten ihn auf die Wiese. Kurze Zeit später kamen noch zwei Zweier von Hevella und die Wiedersehensfreude war groß, hatten sie doch Kuchen mitgebracht!
Auf der Website der Heilandskirche finden wir noch weitere Informationen: „Südlich des Brandenburger Dorfes Sacrow steht am Havelufer die Heilandskirche am Port von Sacrow, die auf einer Landzunge in den Fluss hineinragt. Die aufgrund ihrer Lage und ihres Stils außergewöhnliche Kirche, vereinfacht „Heilandskirche“ genannt, entstand 1844 als sakrales Gebäude im italienischen Stil mit freistehendem Campanile (Glockenturm) nach Zeichnungen, die der „Romantiker auf dem Thron“ Friedrich Wilhelm IV., entworfen hatte. Der „Architekt des Königs“ Ludwig Persius, erhielt den Auftrag zur Bauplanung.
Die Kirche liegt rund einhundert Meter unterhalb des kleinen Sacrower Schlosses und gehört zu dessen Schlosspark, den der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné ebenfalls in den 1840er Jahren weiträumig umgestaltete. Heilandskirche und Schloss wurden nach der Wende in den 1990er Jahren restauriert und sind Teil der Potsdamer Havellandschaft, die von der Pfaueninsel bis nach Werder reicht und mit ihren Schlössern und Gärten als Ensemble seit 1990 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht. Das malerisch zwischen Fontanes „Kulturstrom“ Havel, der sich hier zum Jungfernsee öffnet, dem Sacrower See und Wäldern eingebettete Dorf Sacrow gehört seit 1939 zum südwestlich gelegenen Potsdam.“
Da wir sehr frühzeitig anlegten, konnte ich noch den Park erkunden. Interessant waren die vielen Hinweistafeln auf die Erschließung des Park-Geländes nach der Wende. In einzelnen zeitlichen Abschnitten wird dargestellt, wie sich der Park von der Mauer bis jetzt gewandelt hat. Besonders gut gefallen hat mir die „Römische Bank“, eine kleine Aussichtsplattform in Form einer halbrunden Bank, die 2006 von Liebhabern restauriert und wiedereröffnet wurde.
Die Pfingstgemeinde aus Potsdam, die diesen Gottesdienst ausrichtet, hatte diverse Kuchen, Würstchen und Getränke im Angebot. Der Renner war allerdings ein riesiges Käsekuchen-Stück, das auch hervorragend schmeckte. Einige von uns saßen an einem Biertisch, die anderen waren am Boot geblieben. Hier, zur Wasserseite fand dann auch der Gottesdienst statt. Das diesjährige Motto lautete „Im Sturm des Lebens“, zitiert wurden Bibelausschnitte zu diesem Thema. Der Ökumenischen Arbeitskreis Kirche und Sport veranstaltet diesen Gottesdienst und jedes Jahr wird das Ende der Wassersportsaison besiegelt. Die Prediger wenden sich bei dieser Form von Gottesdienst natürlich an die „Sportschiffer“, d. h. an die Motorboote auf dem Wasser und hielten die Predigten zur Seeseite ab, auf der Landseite wurde alles per Lautsprecher übertragen. Ca. 50 Boote konnte ich zählen; außer unseren Ruderbooten an Land hielt sich ein Vierer vom FRCW tapfer auf dem Wasser.
Prediger waren die Pröpstin Friederike von Kirchbach, Evangelische Kirche, der Dekan, Pater Hans-Georg Löffler OFM, Katholische Kirche, sowie der Pfarrer Tileman Wiarda der evangelischen Pfingstgemeinde Potsdam. Außerdem spielte der Landesposaunenchor der Evangelischen Kirche.
Nach dem Gottesdienst brachten wir schnell die Boote zu Wasser und ruderten zurück zu den Friesen. Planmäßig legten wir um 17 h dort an und eine wunderbare, entspannte Wanderfahrt auf heimischen Gewässern war beendet. Am Ende stellten wir fest, dass wir ein „ökumenisches Kirchboot“ gerudert haben!
Danke an die Friesen für die nette Fahrt!
CdH