Arkona Blog

Fahrtenbericht: Rudern auf der Elbe 2016

von | Aug 9, 2016 | 2016, Breitensport, Wanderfahrt

Vom Mon­tags­ei bis Rot­mi­lan – Wan­der­ru­dern auf der Elbe

Das Ruder­fie­ber hat mich im letz­ten Jahr gleich in mei­ner ers­ten Aus­bil­dungs­stun­de schwer erwischt und so war es nur eine Fra­ge der Zeit, wann ich end­lich eine rich­ti­ge Wan­der­fahrt live erle­ben darf.

Über Him­mel­fahrt und Pfings­ten war es end­lich soweit. Die von Achim orga­ni­sier­te Wan­der­fahrt auf der Elbe soll­te uns von Dres­den bis nach Mag­de­burg (rund 250 Kilo­me­ter fluss­ab­wärts) füh­ren. Anrei­se war jeweils am Frei­tag. Zwi­schen den bei­den Wochen­en­de blie­ben die Boo­te in und der Trai­ler in Torgau.

Unser 17-köp­fi­ges Team-Equip­ment für die­sen sport­li­chen Anspruch bestand aus den drei schö­nen 4er+ Klin­ker­boo­ten „Wil­ly Kan­tel, Bru­no Döring und Havel“ und gefühl­ten 60 unter­schied­lich gro­ßen Was­ser­pack­sä­cken, diver­sen LUMA, gefüll­ten Plas­tik­tü­ten und Tup­per­do­sen sowie einem rie­si­gen Berg an Lebens­mit­teln und Getränken.

Mei­ne ers­te Erkennt­nis: Ich habe noch nie so schnell Boo­te abrig­gern, auf­la­den und die Din­ge ver­stau­en sehen, wie zu Beginn die­ser Tour.

Doch zuvor noch schnell ein paar Infos über die Elbe

  • Ein Strom, der aus drei Flüs­sen besteht, der Ober‑, Mit­tel- und Unterelbe
  • Ein Fluss, der sich aus vie­len Quel­len speist
  • Ent­springt im Rie­sen­ge­bir­ge (Tsche­chi­en)
  • Deutsch­lands dritt­größ­ter Fluss, 1091 km Elbe, davon 727 km in Deutschland
  • Kann auf fast 1.000 Kilo­me­tern von Schif­fen befah­ren werden
  • Gro­ße See­schif­fe gelan­gen jedoch nur bis Hamburg
  • Für moder­ne Bin­nen­schiff­fahrt oft­mals zu seicht
  • In Deutsch­land ein wei­test­ge­hend frei­flie­ßen­des Gewässer
  • Der Ero­si­ons­kraft des Elb­was­sers ist die Ent­ste­hung des Elb­sand­stein­ge­bir­ges süd­öst­lich von Dres­den zu verdanken
  • Gehört heu­te wie­der zu den fisch­reichs­ten Gewäs­sern Europas
  • Mün­det in die Nordsee
  • Durch Havel und Havel­ka­nä­le ist die Elbe mit Ber­lin und der Oder verbunden

Die Tour zum Aus­schnei­den und Nach­ru­dern wird demächst kom­plett im Inter­net ver­öf­fent­licht. Hier ein paar Auszüge:

   1. Tag:

  • Dres­de­ner Stadt­durch­fahrt der Superlative.
  • Wir pas­sie­ren das „Blaue Wun­der“, die Losch­wit­zer Elbbrücke.
  • Vor­bei an male­ri­schen Ber­gen, Schlös­sern und Kirchen.
  • Nach eini­gen klei­nen Elbe­bö­gen, vor­bei an vie­len Wein­hän­gen und schmu­cken Häu­sern, sehen wir nun das über 1000-jäh­ri­ge Mei­ßen mit sei­nem Wahr­zei­chen, den Mei­ße­ner Dom und der Albrechtsburg.
  • Rie­sa emp­fängt uns von wei­tem mit den rie­si­gen Silos der Mus­kator Werke.

Fazit des ers­ten Tages: Rund 58 Ruder­ki­lo­me­ter bei schöns­tem Son­nen­schein und ruhi­gem Schie­be­wind lie­gen hin­ter uns. Jede Wunsch­toi­let­te wur­de erreicht und wir haben vie­le Tie­re am Elb­ufer gese­hen: Elb­scha­fe, Elb­kü­he, eine Elb­schild­krö­te, Hun­de die auf Anpfiff ger­ne zu uns gekom­men wären, Rot­mi­la­ne und ande­re schrä­ge Vögel.

Unser ers­ter fan­tas­ti­scher Ruder­tag endet bei einem lecke­ren Abend­essen im Hotel Wet­ti­ner Hof und wir freu­en uns noch immer über das schnel­le Dahin­glei­ten auf der Elbe.

2. Tag

  • Elbe km 107,0: Nach der Rie­saer Eisen­bahn­brü­cke haben wir erst ein­mal 46 km „brü­cken­frei“.
  • Wir durch­fah­ren eine schö­ne, gemüt­li­che Land­schaft mit wenig Indus­trie und kön­nen viel Natur beobachten.
  • Elbe km 155,2: Gleich hin­ter der Stra­ßen­brü­cke emp­fängt uns das Wahr­zei­chen Tor­gaus: das Renais­sance-Schloss Hartenfels.

Fazit des zwei­ten Tages: Dies­mal haben wir rund 48 Ruder­ki­lo­me­ter – schon wie­der bei schöns­tem Son­nen­schein und Schie­be­wind – erlebt, dabei ein schwim­men­des Reh und Gier­seil­fäh­ren über­wun­den sowie ordent­lich viel Son­nen­creme und Trink­was­ser verbraucht.

Ich weiß jetzt, dass Bewe­gungs­mel­der nicht immer Spaß machen, über­haupt, wenn man in einem Flur näch­tigt. Neben den bekann­ten Elb­scha­fen und –kühen gab es dies­mal auch Kame­le – ohne Zir­kus drum­her­um – zu entdecken.

Ein wun­der­ba­res Him­mel­fahrts­wo­chen­en­de geht zu Ende. Die Boo­te sind sicher bis zur Wei­ter­fahrt im Tor­gau­er Kanu Club unter­ge­bracht. Die Mann­schaft teilt sich zur Abrei­se schnell auf in Bahn- und Miet­wa­gen­fah­rer und es geht zügig in Rich­tung Berlin.

3. Tag

Elbe km 155,2 

  • Elbe km 155,2: Tor­gau schrieb auch Welt­ge­schich­te: Am 25. April 1945 hat­te eine sowje­ti­sche Vor­aus­ab­tei­lung vom Osten und eine ame­ri­ka­ni­sche Patrouil­le vom Wes­ten her Tor­gau erreicht.
  • Auf der zer­stör­ten Elbe­brü­cke reich­ten sie sich freu­dig die Hän­de und besie­gel­ten das nahe Ende des 2. Weltkrieges
  • Früh­stücks­bröt­chen­kauf um 6.30 Uhr. Woll­ten schließ­lich die hei­ßes­ten Schrip­pen haben. Da die ande­ren noch schlie­fen, war noch genü­gend Zeit für einen mor­gend­li­chen Tor­gau­er Spaziergang.
  • Sehr schwer, die Boo­te von Land ins Was­ser zu brin­gen (mitt­le­rer Kraftakt).
  • Elbe km 184,8: Lei­der hat das Fähr­haus mit sei­ner erst­klas­si­gen Gas­tro­no­mie geschlossen.
  • Kein Steg zum Anle­gen, Füße ins Was­ser und raus, Natur­toi­let­ten (Gebüsch)
  • Mit­tag­s­pick­nick auf einer Wie­se an einem Haus – köst­lich der selbst­ge­ba­cke­ne Kuchen, wie aus Zau­ber­hand von Clau­dia Wag­ner serviert.
  • Durch lang­ge­zo­ge­ne ent­span­nen­de Elbau­en rudern wir weiter.
  • Elbe km 214,70: Wir genie­ßen die Elb-Auen­land­schaft und nähern uns der Stadt Wit­ten­berg, mit hohem kul­tu­rel­lem Wert. Schon von wei­tem ist der Funk­turm zu sehen.
  • Zwei wei­te­re Wahr­zei­chen sind beson­ders gut zu erken­nen: die Stadt­kir­che und die Schlosskirche.
  • Generv­te Hotel­che­fin, hat eine ganz spe­zi­el­le Art der Anspra­che (hart aber herz­lich). Ihr Sohn ist da geschmeidiger.
  • Gemein­sa­mes Abend­essen im Gewöl­be. Durch eine Hoch­zeits­fei­er war unse­re Essens­aus­wahl auf zwei Mög­lich­kei­ten beschränkt – dafür konn­ten aber Des­serts aus­rei­chend nach­be­stellt werden

Fazit des drit­ten Tages: Das lei­der schlech­te Pfingst­wet­ter hat uns die rund 59 Ruder­ki­lo­me­ter doch erschwert. Seit­li­che Wind­bö­en um die 5 sorg­ten für reich­lich Was­ser in den Boo­ten. Da wird jeder Zug zum Erleb­nis – kein Schlag ist wie der andere.

Mei­ne neue Was­ser­ho­se hält was sie ver­spricht, nur die­se Schuh-Über­zie­her besit­ze ich noch nicht. Den Kauf eines Süd­wes­ters über­le­ge ich mir aber noch – sieht bei Achim jedoch tot­schick aus!

Am Abend schwö­ren uns Achim und Gun­di auf den mor­gi­gen Tages­ab­lauf ein, denn die schlech­te Wet­ter­la­ge zwingt zum Umden­ken. Bei­de brin­gen jah­re­lan­ge Erfah­rung und Sicher­heit mit und wis­sen genau, was für alle das Bes­te ist. Es wird neu ein­ge­teilt und umor­ga­ni­siert. Wir wer­den in Aken unse­re Wan­der­fahrt been­den und sind abso­lut ein­ver­stan­den damit.

PS: Übri­gens bes­ter Deal am Sams­tag­mor­gen im Tor­gau­er Kanu Club: Vier von unse­ren Erd­bee­ren für eine hal­be hes­si­sche Super-Sala­mi. Dan­ke noch­mals an die bei­den unbe­kann­ten Aben­teu­rer aus dem Gie­ße­ner Umland.

4. Tag

  • Elbe km 214,70: Links bei Elbe-km 215 ist noch ein­mal Luther in rot zu sehen und schaut stromab nach Westen.
  • Elbe km 237,8: Cos­wig emp­fängt uns mit einem Blick auf die Gier­fäh­re. Das Schloss ist weit­hin zu sehen.
  • Beim Wei­ter­pad­deln müs­sen wir auf die Gier­fäh­re ach­ten. Sie ist vor­läu­fig die letz­te ihrer Art, die nächs­te befin­det sich 39 km elb­ab­wärts in Aken
  • Kein Boots­steg für Ruder­boo­te vorhanden.
  • Schu­he aus und rein ins Wasser.
  • Alle Boo­te müs­sen hoch auf die Wie­se getra­gen wer­den – es hagelt kurz und ist kalt.
  • Via Shut­tle geht es nach Aken.

Fazit des vier­ten Tages: Wir beglück­wün­schen uns zu unse­rer gest­ri­gen Ent­schei­dung, die Fahrt abzu­kür­zen und freu­en uns nun auf einen erhol­sa­men Nach­mit­tag in Ruder­club Aken. Bis wir aber dort ankom­men ist Albert, unser heu­ti­ger Land­dienst, stark gefor­dert. X‑mal fährt er die Stre­cke Coswig/Aken, bis alles bzw. alle gut unter­ge­bracht sind.

Der Emp­fang in Aken ist herz­lich und wir wer­den sogleich mit Kaf­fee und einem Feu­er­chen im Ofen begrüßt. Die Schlaf­plät­ze sind schnell ein­ge­rich­tet und ein leicht ver­spä­te­tes Mit­tag­s­pick­nick ein­ge­nom­men. Nur nicht zu viel essen, denn wir haben uns zum Abend­essen in der Gast­stät­te Fähr­haus Aken ange­mel­det. Wie­der sit­zen wir an einer schö­nen lan­gen Tafel und genie­ßen das lecke­re Essen.

Der Abend ist noch lan­ge nicht zu Ende, denn die Män­ner sind flei­ßig dabei, das Holz im Ofen im Ruder­club nach­zu­le­gen. So soll es sein.

Am nächs­ten Mor­gen geht es zurück nach Cos­wig, um die Stre­cke nach Aken nun abschlie­ßend auf der Elbe zurück zu legen. Damit uns nicht zu viel Zeit ins Land geht, gön­nen wir uns eine Fahrt mit dem Groß­raum­ta­xi – auch das ist eine her­vor­ra­gen­de Entscheidung.

5. Tag

  • Shut­tle von Aken nach Coswig
  • Elbe km 258: Bereits von wei­tem sieht man die zwei Elb­brü­cken, zuerst die Stra­ßen­brü­cke, kurz dahin­ter die Bahnbrücke.
  • Gleich hin­ter den zwei Brü­cken rechts bei km 258 befin­den sich der Boot­steg und die Boots­häu­ser der Roß­lau­er Kanu­ten und Ruderer.
  • Elbe km 276: Wir befin­den uns kurz vor der Kern­zo­ne des Bio­sphä­ren­re­ser­vats Mit­tel­el­be. Es umfasst 1.260 km² mit über 1.000 Pflan­zen­ar­ten, 250 Vogel­ar­ten, vie­le Bie­nen- und Libel­len­ar­ten. Außer­dem ist es „Refe­renz­stel­le“ für den Biberschutz.
  • Die Boo­te wer­den aus dem Was­ser gehoben.
  • Abrig­gern und alles verladen.
  • Die Bahn­fah­rer wer­den zum Bahn­hof Köten gefah­ren. Von dort geht es über Mag­de­burg nach Berlin
  • Die Miet­wa­gen­fah­rer sind eben­falls schnell fertig.

Fazit des fünf­ten Tages: Die Wet­ter­vor­her­sa­ge hat gestimmt, die star­ken Wind­bö­en sind geblie­ben und so war die Ent­schei­dung zu ver­kür­zen gold­rich­tig. Rund 227 Ruder­ki­lo­me­ter auf der wun­der­schö­nen Elbe lie­gen nun hin­ter uns und schon den­ken wir „elbe­ab­wärts“ weiter.

Boo­te und Mann­schaft sind unbe­scha­det geblie­ben und wir haben uns und die Elbe nun bes­ser ken­nen- und schät­zen gelernt. So geht also Wan­der­ru­dern. Davon möch­te ich mehr.

Herz­li­chen Dank an alle Teilnehmer:

Achim & Gun­di, Ingrid & Sebas­ti­an, Clau­dia & Peter, Clau­dia & Albert, Inge & Micha­el, Burk­hard & Gise­la, Manu & Vera & Bernd & Holger.

PPS: Auf den Eier­pa­ckun­gen (12er Stie­gen) stan­den Wochen­ta­ge. Habe doch glatt ein Sonn­tags­ei am Sams­tag geges­sen. WER hat die Sonn­tags­ei­er am Sams­tag ein­ge­deckt – hmmm?? Da kommt man ja ganz durch­ein­an­der – schlim­mer als mit den Skulls.

Bir­git Hobusa, Achim Bläck-Neumann

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