Der späte Hochsommer und das Mysterium der Schleusen.
1.Tag, So, 16.9.18 – Anreise
„Die Barke ist ein mastloses Boot, im erweiterten Sinn werden alle kleineren Wasserfahrzeuge so genannt“. Interessante Definition, die uns wikipedia da anbietet. Demnach sind alle Ruderboote auch Barken und wir sind, was wir schon immer ahnten, aber nicht wussten, zeitlebens große Barkenfans gewesen.
Erstmal müssen wir zur Barke anreisen. Das bedeutet pünktliche Abreise, um den peniblen Arbeitsablaufplan des bewährten Duos Bernd (Zerban) und Bernd (Stoeckel) einzuhalten. Leider gelingt das nicht, da im Mercedes-Bus eine Rückbank, die zum Heck zeigt, um 180 Grad gedreht werden will. Viele Alte Herren wollen ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, aber erst mit Sebastian Müllers Hilfe, der mit grobem Werkzeug anrückt (Hammer und Meißel), gelingt die Operation „Freie Sicht für freie Bürger“.
Was wirklich erstaunlich ist: Beide Fahrzeuge bleiben trotz teilweise voller und sehr voller Autobahnen bis auf ein kurzes Stück auf Sichtweite zusammen. Wie üblich haben zwei Navis aber zwei Meinungen und so nehmen wir eine Abfahrt später als vielleicht nötig und ertragen auch den einzigen Stau des Tages mit großer Geduld. Trotzdem erreichen wir pünktlich gegen 16.50 Uhr das Ziel in Miltenberg.
Kein Ankunftsbier, der Zeitplan ist auf Kante genäht. Wir bekommen eine Stadtführung der anderen Art geboten. Zimmermanns-Meister Kuhn erklärt uns die Geschichte des Fachwerks, Ständer und Riegel werden genannt, am Beispiel gezeigt und wieder vergessen.
Künstlerische und konstruktive Fachwerke werden vorgestellt und in der Fußgängerzone wird der gute, alte Pythagoras mit Hilfe der 12-Knoten-Schnur wieder aufgefrischt. Die erklärende Zeichnung ersparen wir uns aus Platzgründen und außerdem gehen wir hungrig zum Abendessen zum „Riesen“, dem ältesten Gasthaus Deutschlands. Diesen Titel nehmen zwar auch ein paar Dutzend andere Restaurants für sich in Anspruch, den Deckenbalken nach zu urteilen könnte der „Riese“ aber durchaus unter den Top fünf zu finden sein. Obwohl wir die Grenze von Bierfranken nach Weinfranken schon überquert haben (die Frage der Grenzziehung zwischen Bayern, Hessen und Baden Württemberg wird uns noch einige Tage verfolgen), entscheiden sich alle für das Brauereigetränk, das uns zum sehr guten Essen von einem Ober gereicht wird, der eher in eine Schöneberger Szenekneipe passen würde. Gegen solide 21.30 Uhr ist Zapfenstreich und von längeren Nachtschwärmereien ist zumindest nichts an die Öffentlichkeit gelangt.
2. Tag, Mo, 17.9. 1. Etappe Kreuzwertheim – Miltenberg, 32 km, (2 Schleusen) ca. 27 ° C
Die bewährte 7 – 8 – 9 –Regel ist für diesen Tag mit einer 7.30-er Frühstückszeit (und erst recht mit dem 7.00-Uhr-Apell an den folgenden Tagen) außer Kraft gesetzt. Die Truppe folgt diesem Befehl widerspruchslos, vielleicht steckt ja sogar ein tieferer Sinn dahinter. Mit den schicken, neuen, digital transformierten Autos geht‚s von Miltenberg nach Kreuzwertheim, wo wir bald nach unserer Ankunft Bekanntschaft mit der Barke „Churfranken“ machen können.
Nachdem sie ruderfertig gemacht und zu Wasser gelassen ist, rudern wir entspannt mit unseren Riemen auf dem fast spiegelglatten Main. Wenig Schiffsverkehr. Noch eine gar nicht mal so unvernünftige Neuerung: Zwölf Alte Herren stoßen mit Mineralwasser auf gutes Gelingen an. Dem einen oder anderen ist das zwar peinlich, aber man muss eben mit der Zeit gehen und es erfährt ja auch niemand. Vor und nach der Mittagspause lassen wir uns, allein in der mehrere hundert Meter langen Schleusenkammer, ohne jede Wartezeit bergab schleusen. Noch denken wir uns nichts dabei. Das Buffet mit den bekannten Zutaten Brot, Käse, Schmalz, Wurst, Obst, Wein und Kuchen, also allem, was die deutsche Brotzeit ausmacht, weckt die langsam eingeschlafenen Lebensgeister. Mit fortschreitender Sonnenscheindauer und stetig ansteigender Temperatur (bis auf 27° C, kurz vor Herbstanfang!!) verschwinden die Geister geheimnisvoller Weise aber schneller, als sie gekommen sind. Die Elektrolythaushaltsstörung macht sich als allgemeine Schlaffheit bemerkbar. Trotzdem erreichen wir gegen 17 Uhr den Yachthafen von Miltenberg, wo wir standesgemäß von unserem Landdienst empfangen werden. Nach knapp zwei Stunden im Hotel geht die Reise ins wenige Kilometer entfernte Rüdenau in den Gasthof „Zum Stern“, wo wir wieder opulent speisen. Die Qualität ist überdurchschnittlich, die Quantität ebenfalls, was man an der äußerst spärlichen Nachtischorder erkennen kann. Ohne Schnaps (bisher kein einziger auf der Reise!) geht es gegen 22 Uhr ins Bett, die morgige „Königsetappe“ vor den müden Augen.
3. Tag, Di., 18.9.2. Etappe Miltenberg – Aschaffenburg, 37 + 3 km (4 Schleusen) ca. 30°C
Was fällt einem in zehn Jahren zu 2018 ein? Wahrscheinlich der Sommer, der seit April im Lande wütet und der einfach nicht enden will! Vier Tage vor Herbstanfang brennt die Sonne mit 30° C im Schatten, d.h., 40° C auf dem schattenlosen Wasser auf uns arme Alte Herren hernieder, während wir die längste Etappe der Tour zu bewältigen haben. Beschwerden bei der Fahrtenleitung sind leider nutzlos. Die beiden vormittäglichen Schleusen werden ohne Wartezeit passiert, wir finden das mittlerweile normal, obwohl sich der eine oder andere schon überlegt, ob das „einfach so“ passiert. Vor der Mittagsrast kommen wir am Industriecenter Obernburg mit dem gleichnamigen Kraftwerk, der ehemaligen Glanzstofffabrik, die sogar netterweise einen Glanzstoffsee angelegt hat (man kann nur einmal darin baden) und die BKK Akzo Nobel Bayern (was sich doch sehr nach Sprengstoff anhört) vorbei, das die Landschaft in einem muffigen, leicht schwefligen Geruch baden lässt, sodass man unwillkürlich an Kreuzberger Wintertage der Siebzigerjahre mit ihren hunderttausend Kachelöfen denkt. Nach 21 km findet der Landdienst ein schattiges Plätzchen, wo wir uns erholen, wenn man davon überhaupt reden will. Eine gute Idee sind die fünf Steuermann-Wechsel, die auf der Barke mit ihren breiten Mittelsteg ja kein Problem sind: Jeder kann es also einige Kilometer ruhig angehen lassen.
Die dritte Schleuse kurz nach der Rast, in die wir wieder ohne jede Wartezeit einfahren, teilen wir uns ausnahmsweise mit zwei anderen Schiffen (auch mastlos, also eigentlich Barken aber vielleicht eine Idee zu groß). Das eine heißt „Synthese“, ist ungefähr 100 m lang, hat 2000 t Ladung und kommt von Nobels Fabrik. Also sind wir froh, dass im Schiff keine Synthese stattfindet und es nicht in die Luft fliegt. Auch in die letzte Schleuse vor Aschaffenburg wird zügig eingefahren und ungläubiges Staunen wegen des „Glücks“, das wir offensichtlich haben, macht die Runde. Ist es wirklich nur Glück?
Vor Aschaffenburg gabelt sich der Main und wir müssten nur in den rechten Seitenarm einfahren um zum Yachtclub zu gelangen. Wir aber fahren auf dem Hauptmain weiter, immer weiter, weil der Steuermann „das Schloss noch nicht sieht“. Als er es nach ein bis zwei Kilometern Zugabe sieht, fahren wir in das andere Ende des Nebenarms ein und den Weg wieder zurück, was den Landdienst, als er uns wahrnimmt, zu der kurzen aber doch erstaunten Aussage „Wo kommt ihr denn her?“ verleitet. Sie können nicht wissen, welche innere Zufriedenheit eine Vorbeifahrt am Aschaffenburger Schloss nach 37 Ruderkilometern bei 30 Grad gibt. Ein paar überflüssige Zusatzkilometer, das Ziel vor Augen, sind nun mal das Sahnehäubchen einer jeden Rudertour. Umso besser mundet aber das Bier, das wir am Abend in unserem Miltenberger Hotel, dem Gasthaus „Brauerei Keller“ zu uns nehmen. Einige Ästheten trinken den Wein der Gegend, ein kurzes hochgeistiges Getränk wird vom Fahrtenleiter spendiert, richtet aber keinen Schaden an. Das Essen ist wieder hervorragend, gut bürgerlich im besten Sinne und leitet in den wohlverdienten Schlaf über.
4. Tag, Mi. 19.9., 3.Etappe Aschaffenburg – Hanau 32 km (2 Schleusen) ca. 29° C
Die Zeit der Weinberge ist definitiv vorbei. Die landschaftlichen Höhepunkte bestehen aus Büschen und Bäumen auf der einen Flussseite und lieblichen Industriegebieten am gegenüberliegenden Ufer. Die hohen Schornsteine, ökologisch korrekt manchmal grün angestrichen, die die Emissionen breitflächig streuen, sieht man über Kilometer als wegweisende Landmarken, viel besser als die vergleichsweise unscheinbaren Kirchen und Dome. Für Anhänger moderner Industrieanlagenarchitektur jagt sozusagen ein Höhepunkt den nächsten. Wenn die Gegend aus ästhetischen Gesichtspunkten insgesamt aber doch nicht so viel hergibt, kann man ja mal nebenbei etwas zu unseren Riemen sagen: Keine ollen zentnerschweren Holzknüppel, die noch die Zeiten der Dollenschmiererei mitgemacht haben, sondern leichte Karbonriemen mit, man höre und staune, mahagonifurnierbelegten Griffen. Mindestens der Porsche unter den Riemen des Landes.
Zur Mittagspause treffen wir Manfred, einen Ruderkameraden früherer Zeiten, der uns eine ganze Weile fotografierend und filmend auf seinem Fahrrad begleitet. Das schafft er locker, obwohl die Barke nicht so langsam ist, wie vielfach behauptet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit (ohne Strömung, wie gesagt) liegt immer bei etwas über 8 km/h, im vorigen Jahr auf den Mirower Gewässern lag sie in normalen Ruderbooten sogar leicht darunter. Gegen 15.45 Uhr erreichen wir Hanau, wo wir an einem Campingplatz anlegen dürfen, obwohl man dort mit einer Barke gar nicht anlegen kann. Beim Versuch das Boot festzumachen fällt Kamerad Thomas leider ins nicht Badequalität aufweisende Mainwasser. Sein Smartphone entpuppt sich als Nichtschwimmer. Schade.
Die Barke kann nicht im Fluss liegen bleiben und wird nach guter, alter Sklavenmanier an Land gehievt, untergelegte Bretter verhindern allzu großen Abrieb. Schon Schiller beschrieb diesen Vorgang recht treffend im „Lied von der Glocke“: „Tausend fleiß´ge Hände regen – helfen sich in munterm Bund – und in feurigem Bewegen – werden alle Kräfte kund!“
Apropos „feurig“: Die Sonne brennt wieder erbarmungslos vom endlosen Sommerhimmel, so dass der Wasserverbrauch ungeahnte Ausmaße annimmt – der Landdienst hat aber immer ausreichend Vorräte geordert.
Nach kurzer Autofahrt durch Hanau, Offenbach und Sachsenhausen erreichen wir das Frankfurter Quartier, der Altherrengruppe, angemessen im Jugendgästehaus. Man ist ja schließlich so jung, wie man sich fühlt. Zu 19 Uhr bittet Fahrtenleiter Bernd zur Rezeption, um ein städtisches Gasthaus aufzusuchen. Nach dem stillen Bewundern der Skyline des Bankenviertels vom Eisernen Steg aus und einer kurzen Einführung von Bernd zum Thema: „Frankfurt – Geschichte, Gegenwart und Zukunft“ in 180 Sekunden, schlendern wir im quirligen Leben von Sachsenhausen zum „Bemalten Haus“. Normalerweise gibt es in einem Reiseführer-Touristen „Hotspot“ schlechtes, überteuertes Essen, das von muffig bis unverschämten Kellnern serviert wird. Hier ist es preiswert, erstaunlich gut (über die „Grüne Soße“ kann man geteilter Meinung sein) und der Kellner zieht eine kleine Show ab. Es bleibt natürlich nicht bei einem 3‑Liter-Bembel mit Äppelwoi“.
Im Partyschiff am Kai vor dem Gästehaus oder auf der hauseigenen Terrasse wird der saure Geschmack noch mit einem Bier ausgeglichen. Was allerdings der Anruf vom Campingplatz, auf dem unsere Barke schläft, bedeutet, ahnen wir zum Glück noch nicht.
5. Tag, Do.20.9.18 4. Etappe Hanau – Frankfurt/Main ca. 23 km (2 Schleusen)bis 28°C
Die schlimmsten Befürchtungen, die von der Totalzerstörung unserer Barke bis zur Lagerung in 150 m Entfernung reichen, erfüllen sich nicht. Das Boot liegt, wenige Meter neben der Slipanlage, weil angeblich gestern noch jemand sein Boot zu Wasser bringen oder es an Land bringen musste. Hätten wir auch gleich so ablegen sollen. Wir schleppen die Barke (400 kg) ins Wasser und starten gegen 9 Uhr. Vor der Schleuse fast eine Stunde Wartezeit. Was soll das denn? Wir dachten schon an übersinnliche Kräfte, die uns jetzt immer die unmittelbare Einfahrt in die Schleusenkammer ermöglichen. Oder ist alles arrangiert, damit wir dem Meister nicht auf die Schliche kommen?
Rudern ohne große Höhepunkte bis an Offenbach vorbei, zweite Schleuse, natürlich ohne Wartezeit, Mittagspause im Biergarten, eigentlich geschlossen und deshalb ohne Ausschank. „Ohne Ausschank“ bedeutet in diesem Falle, dass nach drei Minuten, kurz nachdem der nur spielen wollende Boxerhund endlich angeleint wird, die ersten Ruderkameraden mit einem bestens gekühlten, frisch gezapften Pils zum Restebuffet strömen. Da man Kameraden bei der Verzehrarbeit unterstützen sollte, bildet sich sogleich eine erkleckliche Schlange vor dem Zapfhahn. Wir haben schließlich nach der Pause nur noch ca. 5 km durch Frankfurts Innenstadt zurückzulegen.
Die Bewunderung der vielen Zaungäste auf Brücken, Schiffen und Uferpromenaden ist uns stets sicher. Nur einmal werden wir gefragt, ob wir Radfahrer seien.
Um 16 Uhr ist Pause im Gästehaus. Anschließendes Sightseeing in Frankfurt/Main. Man nehme: Dom – neu errichtetes Altstadtviertel – Römerplatz – Paulskirche – Goethehaus. Dann auf der südlichen Mainseite am Schaumainkai zum „Frankfurter Ruderverein Germania“ neben dem Städel-Museum. Leider müssen die Ruderer ihre Boote über die Straße zum meist aufgewühlten Main tragen. Wir bestaunen kurz die Räumlichkeiten. Alles sehr exklusiv. Der Mitgliedsbeitrag liegt zwar sogar etwas unter unserem, die Fördermitglieder zahlen aber 800 €. Im Monat, wohlgemerkt. Dafür dürfen sie auch in der Gastronomie speisen. Auf der Terrasse genießen wir recht ordentliches und preiswertes Essen. Vom Anspruch (Leistungsspitzensport) und den finanziellen Möglichkeiten (Commerzbank)
ist der Verein nicht mit Arkona zu vergleichen. Aber ist der Blick von unserer Terrasse über die Scharfe Lanke eigentlich mit Geld zu bezahlen?
Trotz der Order, morgen um sieben ausgeschlafen im Frühstücksraum zu erscheinen, können es sich einige Kameraden nicht verkneifen, sich unter die Jugend des Partyschiffs zu mischen und einen milden Abend bei Kaltgetränken enden zu lassen.
6. Tag, Fr. 21.9., 5 EtappeFrankfurt/Main – Hochheim 29 km (2 Schleusen) ca. 21°C, Sturm/Regen
Ein ambitionierter Zeitplan: Um 15 Uhr soll die Barke übergeben werden. Bisher ruderten wir mit ca. 8 km/h, d.h. ca. 4 Stunden rudern, 1 Std. Pause, 1 Std. Schleusen. Da wir pünktlich um 9 Uhr losrudern, können wir es bis 15 Uhr schaffen, wenn sich der vorhergesagte Wind (4–5, Böen bis 8) und der Regen etwas zurückhalten. Schwachpunkt der Rechnung sind aber die Schleusen, für die eigentlich keine Wartezeit einkalkuliert ist. Und tatsächlich, niemand versteht es, wie Bernd Zerban an dieser Schraube dreht, passieren wir auch die 10. und 11. von zwölf Schleusen ohne lästiges Warten. Ob „Schleusenguru“, „Schleusenhexer“ oder „Schleusenzauberer“, jeder Ehrentitel erscheint tiefgestapelt. Wahrscheinlich sind es einfach Bernds freundliche aber doch verbindliche Anmeldetelefonate, die die Schleusenmeister auf Trab bringen. Schauen wir mal, ob Bernd seine Leistung bei der nächsten Fahrt bestätigt, oder ob es sich einfach um ordinäres Anfängerglück gehandelt hat. Nachdem wir Frankfurt verlassen und kilometerweit an teilweise leerstehenden Industrieanlagen entlang rudern, frischt der Wind gegen Mittag doch auf und die Wellen schlagen rhythmisch gegen den Bug des Bootes. Die Barke wird aber nicht unwesentlich langsamer und es gelangt auch kein Wasser ins Boot, wo normale Vierer längst hätten anlegen müssen. Gegen 13 Uhr machen wir in Flörsheim Pause und essen mit Blick auf den Main preiswert und fast zu üppig. Letzte Striche auf dem Kappenkassenstrafzettel. Vor der Weiterfahrt werden die Regenjacken herausgeholt, weil es jetzt doch in Sturmstärke weht und auch leicht zu regnen beginnt. Wir stampfen und rollen langsam, aber sicher auf Hochheim zu, wenige Kilometer von der Mündung des Mains in den Rhein entfernt, wo wir die Barke an Land bringen wollen. Auf die Minute wie geplant um 15 Uhr landen wir, an Land ist es jetzt aber genauso nass wie auf dem Wasser, weil ein herrlicher Regenguss Pflanzen- und Tierwelt jubeln lässt, während wir inwendig fluchen und beim Bootsäubern zu frieren beginnen. Wem zwei Fender gehören, kann nicht geklärt werden, also gibt der Klügere (im Zweifel immer Harald) nach und überlässt sie unserem Barkenvermieter. Um 16.30 Uhr fahren wir zum Hotel nach Mainz.
Klaus Becker
Hier in Mainz verlässt uns der Autor der bisherigen Zeilen, er wird aber umgehend durch Norbert – einem Mainzer Jugendfreund unseres Fahrtenleiters – ersetzt, der uns ein wenig durch die Mainzer Altstadt führen wird. Zuerst aber lässt er es sich nicht nehmen, uns das große Gelände und Haus des Mainzer Rudervereins wenigstens von außen zu zeigen. Es hat wirklich beeindruckende Maße.
Dann führt er uns durch einen Teil Mainzer Altstadt bis zum Weinhaus „Hof Ehrenfels“, wo wir zum Einstand sogleich mit einem Federweißen begrüßt werden. Den muss man hier einfach probiert haben, doch Achtung: es besteht Suchtgefahr! Ansonsten stehen natürlich sämtliche Mainzer Spezialitäten auf der Speisekarte. Der allgemeine Geräuschpegel in diesem ehrenwerten alten Weinhaus ist allerdings recht hoch. Unser Thomas nutzt darum geschickt eine der selten eintretenden Absenkungen des Geräuschpegels, um unseren Fahrtenleiter Bernd in netten und humorvollen Worten den Dank der rudernden Truppe für Vorbereitung und Durchführung dieser leider nun zu Ende gehenden AH-Fahrt auszusprechen.
7. Tag, So, 16.9.18 – Abreise
Am nächsten Morgen wird die doch so geliebte Kappenordnung bereits vor dem Frühstück außer Kraft gesetzt. Im Endergebnis veranlassen dann die immerhin 89 Zuwiderhandlungen Kappi zu der Aussage, dann müsse auf unserer Fahrt ja auch wenigstens 89 Mal gelacht worden sein.
Frei und locker, da jetzt ohne jeden Kappenstress, besteigen wir dann nach dem Frühstück unsere beiden Busse und rollen staufrei zurück ins heimatliche Berlin.
Horst Störk