Arkona Blog

Auf der Donau von Ingolstadt nach Obermühl in Österreich, Herrenfahrt 2024

von | Sep. 28, 2024 | 2024, Breitensport, Wanderfahrt

11 Arko­nen und ein Ruder­ka­me­rad von Col­le­gia mach­ten sich am Sams­tag früh, 7.9., auf den Weg nach Ingol­stadt. Der Hän­ger war bela­den mit „Rhein“ und „Leh­mann“ und vor­zei­tig(!) ver­lie­ßen wir den Park­platz am Ver­eins­haus. Hät­te nicht ein Schwan, der sich selt­sa­mer­wei­se die A2 als Lan­de­platz aus­er­ko­ren hat­te, einen klei­nen Stau ver­ur­sacht, so wäre der Bus wohl auch vor­zei­tig am Ziel ein­ge­trof­fen. Die Zufahrt zum RC Ingol­stadt führt über einen kur­vi­gen Fahr­rad­weg. Bus und spä­ter auch der PKW mit Hän­ger meis­ter­ten die­sen Park­our mit Bra­vour und ratz­fatz waren die Boo­te auf­ge­rig­gert und sicher gelagert.

Dann ging es auch schon zum 1. Quar­tier nach Wel­ten­burg, wo uns eine red­se­li­ge Wir­tin erst ein­mal ein Bier spen­dier­te. Das Quar­tier liegt direkt an der Donau und die Außen­kur­ve – da waren wir uns schnell einig – soll­ten wir mit den Boo­ten mei­den. Die Fließ­ge­schwin­dig­keit ist beträcht­lich. Am Gleit­hang dage­gen tum­mel­ten sich Bade­gäs­te auf einem brei­ten Kiesstrand.

Zum Abend­essen erwar­te­te uns der Gast­hof Schwai­ger mit typi­scher bay­ri­scher Spei­se­kar­te. Schwei­ne­krus­ten­bra­ten mit Kraut und Sem­mel­knö­del, aus­ge­spro­chen lecker und in reich­li­cher Por­ti­on, lie­ßen dann doch eini­ge Ruder­ka­me­ra­den über die glück­li­che Erfin­dung des Senio­ren­tel­lers nachdenken.

Am nächs­ten Mor­gen, 8.9., sta­chen wir in See. Die Donau ist in Ingol­stadt zu beacht­li­cher Brei­te auf­ge­staut. Nach 600 m ging es in die ers­te Sport­boot­schleu­se. Der Land­dienst hat­te alle Hebel umge­legt und das Knöpf­chen gedrückt. Sagen­haf­te 40 Minu­ten dau­er­te die Schleu­sung. Soll­te es sich hier um eine spe­zi­el­le Maß­nah­me zur Ent­schleu­ni­gung han­deln, sozu­sa­gen eine Ent­schleu­si­gung. So unk­ten wir rum, aber nichts konn­te unse­re gute Lau­ne trü­ben.  In der 2. Sport­boot­schleu­se in Voh­burg kam doch leich­ter Unmut auf, als wir wie­der in quä­len­der Lang­sam­keit tal­wärts geschleust wur­den. 40 Minu­ten still mit durch­ge­drück­ten Bei­nen auf dem Roll­sitz zu hocken ist nicht jeder­manns Sache. Erst in der drit­ten Schleu­se kam jemand – ja wer eigent­lich – auf die Idee das Knöpf­chen gedrückt zu hal­ten.  Plötz­lich ging alles ruck­zuck. Jeder kennt das idio­ti­sche Ver­hal­ten an Fuß­gän­ger­am­pel oder Fahr­stuhl das Knöpf­chen noch mal zu drü­cken, obwohl schon das Signal „Fahr­stuhl kommt“ auf­leuch­tet. Ach hät­ten wir es in der Schleu­se doch auch so gemacht. Wir sind alle noch lern­fä­hig aber immer weni­ger belehrbar.

Und das ist auch gut so. Nach 40 Ruder­ki­lo­me­tern leg­ten wir in Wel­ten­burg am Kies­strand unpro­ble­ma­tisch an. Am Abend aßen wir im Klos­ter­gar­ten. Kaum bestellt, schon stand das Essen auf dem Tisch. Danach saßen wir noch auf der Ter­ras­se der Feri­en­woh­nung „And­ado­a­na“ zum gemüt­li­chen Umtrunk zusammen.

Am nächs­ten Morgen,9.9., erhiel­ten wir unauf­ge­for­dert von unse­rer Pen­si­ons­wir­tin einen Bericht über die Aus­wir­kun­gen des Hoch­was­sers in Wel­ten­burg. Sie hör­te gar nicht mehr auf Fotos her­um­zu­zei­gen und in leb­haf­ter Wei­se die Dra­ma­tik einer Hoch­was­ser­la­ge zu beschrei­ben. Das muss wohl ein ein­schnei­den­des Erleb­nis gewe­sen sein.

Im Regen lie­fen wir dann zu Boots­platz. Kaum saßen wir alle im Boot, hör­te es schlag­ar­tig auf zu reg­nen. So muss es sein.

Die fol­gen­de Stre­cke ist land­schaft­lich sehr schön, stei­le Sand­stein­fel­sen engen hier das Fluss­bett der Donau ein. Die Fließ­ge­schwin­dig­keit ist beträcht­lich. In einer der Nischen thront der Hei­li­ge Nepo­muk, der über das Trei­ben auf dem Fluss wacht. Im Yacht­ha­fen von Kehl­heim mach­ten wir Mit­tags­rast. Der Land­dienst hat­te das Pick­nick schon auf­ge­baut. Das An- und Able­gen war unpro­ble­ma­tisch. Die drit­te Schleu­sung in Bad Abbach war nach unse­rem Lern­zu­wachs kein Pro­blem mehr und recht­zei­tig konn­ten wir im RC Regens­burg anlegen.

Wir über­nach­te­ten direkt an der Stei­ner­nen Brü­cke im Hotel Spi­tal­gar­ten. In Regens­burg mach­ten wir eine kur­ze, aber sehr infor­ma­ti­ve Stadt­füh­rung. Unser Augen­merk galt ver­ständ­li­cher­wei­se spe­zi­ell der Stei­ner­nen Brü­cke, die wir am Fol­ge­tag pas­sie­ren muss­ten. Das blieb der Stadt­füh­re­rin nicht ver­bor­gen und sie erzähl­te die Sage vom Wett­streit der Bau­meis­ter von Dom und Brü­cke. Bei­de woll­ten ihr Werk zuerst voll­enden, sodass sich der Bau­meis­ter der Brü­cke auf einen Deal mit dem Teu­fel ein­ließ. Soll­te er mit Hil­fe des Teu­fels die Brü­cke zuerst fer­tig­stel­len, soll­ten im Gegen­zug die See­len der ers­ten 30 Pas­san­ten ihm gehö­ren. Der Bau­meis­ter der Brü­cke wur­de ver­trags­brü­chig, weil der Bür­ger­meis­ter zu den ers­ten zähl­te, die die Brü­cke betra­ten. Den Ärger des Teu­fels kann man sich den­ken, seit­dem zieht er kurz hin­ter der Brü­cke Schwim­mer und klei­ne Boo­te in einem Stru­del mit sich in die Tie­fe. Wir über­lie­ßen am nächs­ten Tag den Obleu­ten das Steuer.

Regens­burg ist eine Stadt mit einer sehr wech­sel­vol­len Geschich­te. Roma­ni­sche und goti­sche Archi­tek­tur bestimmt das Gesicht der Alt­stadt. Sehr impo­sant sind die von rei­chen Patri­zi­ern erbau­ten Hoch­bur­gen. Regens­burg war ver­gleichs­wei­se wenig von den Zer­stö­run­gen des 2. Welt­krie­ges betrof­fen. Eini­ge von uns äußer­ten den Wunsch die­se Stadt noch ein­mal aus­führ­li­cher in Augen­schein zu neh­men. Ein zufrie­de­nes Lächeln leg­te sich auf das Gesicht unse­rer Stadt­füh­re­rin. Der Tag klang aus im Hotel-Restau­rant Spitalgarten.

Nun am 10.9. ging es durch die berühmt, berüch­tig­te Stei­ner­ne Brü­cke. Der Teu­fel hat­te kei­ne Chan­ce gegen einen erfah­re­nen Steu­er­mann und ein ein­ge­spiel­tes Team.

Nun lagen 55 km vor uns. 55 km, die es in sich hat­ten, 3 Schleu­sen, davon eine hand­be­trie­be­ne, lagen auf dem Weg. Das kos­te­te Zeit, zumal die Strö­mung doch eher schwach war. Nach 37 km Fahrt mach­ten wir Rast an einer stei­ner­nen Boots­ram­pe. Die Böschung war mit Stei­nen über­sät, so dass das An- und Able­gen sich als schwie­rig erwies, zumal rie­si­ge Pöt­te stän­dig hohe Wel­len erzeug­ten. Nach aus­gie­bi­ger Bera­tung und kom­pe­ten­ter Fach­sim­pe­lei ver­lief aber doch alles glatt, sieht man mal davon ab, dass der Schrei­ber die­ser Zei­len auf rut­schi­gem Unter­grund beim Ein­le­gen des Steu­ers ein Voll­bad in der Donau nahm. Für sol­che Fäl­le hat man einen Satz Wech­sel­kla­mot­ten im Ruder­sack. Die ver­blei­ben­den Kilo­me­ter leg­ten wir dann zügig zurück, so dass wir deut­lich vor Ein­bruch der Dun­kel­heit im Ruder­club Strau­bing anlan­de­ten. Schnell wech­sel­ten wir die Kla­mot­ten und schon ging es zum Abend­essen in das Gast­haus zum Bay­ri­schen Löwen.

An die­ser Stel­le soll der Fahr­ten­lei­tung noch ein­mal höchs­te Aner­ken­nung gezollt wer­den. Für den nächs­ten Tag waren 71 km Tages­ki­lo­me­ter geplant. Bernd & Bernd änder­ten die Pla­nung so, dass wir täg­li­che Stre­cken vor uns hat­ten, die in etwa einer Wann­see-Umfahrt entsprechen.

Am nächs­ten Tag,11.9., waren ent­ge­gen­kom­men­de Last­käh­ne und Bojen für die Steu­er­leu­te eine Her­aus­for­de­rung, da durch ein­set­zen­den Regen die Sicht etwas ein­ge­schränkt war.  Die Bin­nen­schif­fe, die auf der Rhein Main Donau- Stre­cke unter­wegs sind, haben ande­re Aus­ma­ße als die Käh­ne, die wir von unse­rer Haus­stre­cke gewohnt sind. Die Schnell­boo­te der Bun­des­wehr kann­ten uns bereits und dros­sel­ten ihre Geschwin­dig­keit bei Annä­he­rung. Nach 35 km kamen wir wohl­be­hal­ten im Ruder­club Deg­gen­dorf an.

Der Steg schwank­te erheb­lich und zusätz­lich muss­ten wir hier die Boo­te noch über zwei par­al­le­le Schrä­gen auf den Boots­platz tra­gen. Vier am Bug und vier am Heck, vier lau­fen rück­wärts und vier vor­wärts und das Gan­ze im Gleich­schritt. Da muss einer den „Hut auf­ha­ben“. So kam es, dass ein wei­te­rer Ruder­ka­me­rad ein Voll­bad in der Donau nahm. Er war schnell gebor­gen und nahms mit Humor. Die von allen Sei­ten gereich­ten tro­cke­nen Kla­mot­ten unter­schied­lichs­ter Kon­fek­ti­ons­grö­ße sorg­ten schnell wie­der für Wohlbefinden.

Beim Abend­essen wur­den dann die Wet­ter­pro­gno­sen für die nächs­ten Tage bekannt gege­ben: erheb­li­cher Tem­pe­ra­tur­ab­fall, kon­stan­ter Regen und stei­gen­de Pegel­stän­de. Wir beschlos­sen die dar­aus fol­gen­den Kon­se­quen­zen nach aktu­el­lem Kennt­nis­stand beim Früh­stück am 12.9. zu entscheiden.

Im wei­te­ren Ver­lauf des Abends blen­de­ten wir die­se düs­te­ren Pro­gno­sen aus und erfreu­ten uns an dem mit­ge­führ­ten Wein und den Geschich­ten unse­rer weit­ge­reis­ten Ruderkameraden.

Die Pro­gno­sen tra­fen ein, Tem­pe­ra­tur­sturz auf 8°, per­ma­nen­ter Regen und stei­gen­de Pegel. Es gab kei­nen Wider­spruch zur Ent­schei­dung: Abbruch der Ruder­tour in Deg­gen­dorf, Abrig­gern und Ver­la­den der Boo­te. Dann ging es nach Passau. 

Im baro­cken Dom besuch­ten wir ein beein­dru­cken­des Orgel­kon­zert. Anschlie­ßend gab es feins­te Süß­spei­sen in einer nahe­ge­le­ge­nen Kon­di­to­rei, bevor wir zu unse­rem letz­ten Quar­tier, dem Gast­hof Gier­lin­ger in Ober­mühl aufbrachen.

Bei einer knap­pen Mehr­heit von 7:5 ent­schie­den wir uns dafür am nächs­ten Tag,13.9., nach Ber­lin zurück­zu­keh­ren. Die Rück­fahrt der bei­den Fahr­zeu­ge ver­lief unspek­ta­ku­lär. Am Samstag,14.9. tra­fen wir uns um 11 Uhr zum Abla­den und Auf­rig­gern der Boo­te im Verein.

Beim anschlie­ßen­den Res­tees­sen im Boots­haus konn­ten wir unse­ren Dank noch ein­mal an die Fahr­ten­lei­tung aus­spre­chen. Ihr habt auf die Wid­rig­kei­ten und Unwäg­bar­kei­ten sofort reagiert und die Pla­nung umge­stellt. Ers­tens kommt es anders und zwei­tens als man denkt. Auch an die­ser Stel­le noch ein­mal ein gro­ßes Dan­ke­schön für die­se Fahrt. Dass ihr nun die Fahr­ten­lei­tung in ande­re Hän­de über­ge­ben wollt, ist einer­seits trau­rig aber nur zu gut ver­ständ­lich. Ihr hin­ter­lasst rie­si­ge Fuß­stap­fen, in die sich so schnell kei­ner traut ein­zu­tre­ten. Viel­leicht schaf­fen wir es im nächs­ten Jahr eine kür­ze­re Fahrt in Bran­den­bur­ger Gewäs­sern z.B. von Ber­lin nach Rathe­now mit die­ser Mann­schaft zu organisieren.

Mit dabei waren: Achim Bläck- Neu­mann, Micha­el Reh­der, Ulrich Luhn, Tho­mas Gil­ges-Klemmt, Ger­hard Bel­me­ga, Albert Zel­ler, Andy Jahn, Rei­ner Ohm, Hein­rich Ohmes, Bernd Stoe­ckel, Bernd Zer­ban und Axel Engel­mann vom RV Collegia

 

                                                                                                                      Hein­rich Ohmes

error: Content is protected !!