11 Arkonen und ein Ruderkamerad von Collegia machten sich am Samstag früh, 7.9., auf den Weg nach Ingolstadt. Der Hänger war beladen mit „Rhein“ und „Lehmann“ und vorzeitig(!) verließen wir den Parkplatz am Vereinshaus. Hätte nicht ein Schwan, der sich seltsamerweise die A2 als Landeplatz auserkoren hatte, einen kleinen Stau verursacht, so wäre der Bus wohl auch vorzeitig am Ziel eingetroffen. Die Zufahrt zum RC Ingolstadt führt über einen kurvigen Fahrradweg. Bus und später auch der PKW mit Hänger meisterten diesen Parkour mit Bravour und ratzfatz waren die Boote aufgeriggert und sicher gelagert.
Dann ging es auch schon zum 1. Quartier nach Weltenburg, wo uns eine redselige Wirtin erst einmal ein Bier spendierte. Das Quartier liegt direkt an der Donau und die Außenkurve – da waren wir uns schnell einig – sollten wir mit den Booten meiden. Die Fließgeschwindigkeit ist beträchtlich. Am Gleithang dagegen tummelten sich Badegäste auf einem breiten Kiesstrand.
Zum Abendessen erwartete uns der Gasthof Schwaiger mit typischer bayrischer Speisekarte. Schweinekrustenbraten mit Kraut und Semmelknödel, ausgesprochen lecker und in reichlicher Portion, ließen dann doch einige Ruderkameraden über die glückliche Erfindung des Seniorentellers nachdenken.
Am nächsten Morgen, 8.9., stachen wir in See. Die Donau ist in Ingolstadt zu beachtlicher Breite aufgestaut. Nach 600 m ging es in die erste Sportbootschleuse. Der Landdienst hatte alle Hebel umgelegt und das Knöpfchen gedrückt. Sagenhafte 40 Minuten dauerte die Schleusung. Sollte es sich hier um eine spezielle Maßnahme zur Entschleunigung handeln, sozusagen eine Entschleusigung. So unkten wir rum, aber nichts konnte unsere gute Laune trüben. In der 2. Sportbootschleuse in Vohburg kam doch leichter Unmut auf, als wir wieder in quälender Langsamkeit talwärts geschleust wurden. 40 Minuten still mit durchgedrückten Beinen auf dem Rollsitz zu hocken ist nicht jedermanns Sache. Erst in der dritten Schleuse kam jemand – ja wer eigentlich – auf die Idee das Knöpfchen gedrückt zu halten. Plötzlich ging alles ruckzuck. Jeder kennt das idiotische Verhalten an Fußgängerampel oder Fahrstuhl das Knöpfchen noch mal zu drücken, obwohl schon das Signal „Fahrstuhl kommt“ aufleuchtet. Ach hätten wir es in der Schleuse doch auch so gemacht. Wir sind alle noch lernfähig aber immer weniger belehrbar.
Und das ist auch gut so. Nach 40 Ruderkilometern legten wir in Weltenburg am Kiesstrand unproblematisch an. Am Abend aßen wir im Klostergarten. Kaum bestellt, schon stand das Essen auf dem Tisch. Danach saßen wir noch auf der Terrasse der Ferienwohnung „Andadoana“ zum gemütlichen Umtrunk zusammen.
Am nächsten Morgen,9.9., erhielten wir unaufgefordert von unserer Pensionswirtin einen Bericht über die Auswirkungen des Hochwassers in Weltenburg. Sie hörte gar nicht mehr auf Fotos herumzuzeigen und in lebhafter Weise die Dramatik einer Hochwasserlage zu beschreiben. Das muss wohl ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein.
Im Regen liefen wir dann zu Bootsplatz. Kaum saßen wir alle im Boot, hörte es schlagartig auf zu regnen. So muss es sein.
Die folgende Strecke ist landschaftlich sehr schön, steile Sandsteinfelsen engen hier das Flussbett der Donau ein. Die Fließgeschwindigkeit ist beträchtlich. In einer der Nischen thront der Heilige Nepomuk, der über das Treiben auf dem Fluss wacht. Im Yachthafen von Kehlheim machten wir Mittagsrast. Der Landdienst hatte das Picknick schon aufgebaut. Das An- und Ablegen war unproblematisch. Die dritte Schleusung in Bad Abbach war nach unserem Lernzuwachs kein Problem mehr und rechtzeitig konnten wir im RC Regensburg anlegen.
Wir übernachteten direkt an der Steinernen Brücke im Hotel Spitalgarten. In Regensburg machten wir eine kurze, aber sehr informative Stadtführung. Unser Augenmerk galt verständlicherweise speziell der Steinernen Brücke, die wir am Folgetag passieren mussten. Das blieb der Stadtführerin nicht verborgen und sie erzählte die Sage vom Wettstreit der Baumeister von Dom und Brücke. Beide wollten ihr Werk zuerst vollenden, sodass sich der Baumeister der Brücke auf einen Deal mit dem Teufel einließ. Sollte er mit Hilfe des Teufels die Brücke zuerst fertigstellen, sollten im Gegenzug die Seelen der ersten 30 Passanten ihm gehören. Der Baumeister der Brücke wurde vertragsbrüchig, weil der Bürgermeister zu den ersten zählte, die die Brücke betraten. Den Ärger des Teufels kann man sich denken, seitdem zieht er kurz hinter der Brücke Schwimmer und kleine Boote in einem Strudel mit sich in die Tiefe. Wir überließen am nächsten Tag den Obleuten das Steuer.
Regensburg ist eine Stadt mit einer sehr wechselvollen Geschichte. Romanische und gotische Architektur bestimmt das Gesicht der Altstadt. Sehr imposant sind die von reichen Patriziern erbauten Hochburgen. Regensburg war vergleichsweise wenig von den Zerstörungen des 2. Weltkrieges betroffen. Einige von uns äußerten den Wunsch diese Stadt noch einmal ausführlicher in Augenschein zu nehmen. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf das Gesicht unserer Stadtführerin. Der Tag klang aus im Hotel-Restaurant Spitalgarten.
Nun am 10.9. ging es durch die berühmt, berüchtigte Steinerne Brücke. Der Teufel hatte keine Chance gegen einen erfahrenen Steuermann und ein eingespieltes Team.
Nun lagen 55 km vor uns. 55 km, die es in sich hatten, 3 Schleusen, davon eine handbetriebene, lagen auf dem Weg. Das kostete Zeit, zumal die Strömung doch eher schwach war. Nach 37 km Fahrt machten wir Rast an einer steinernen Bootsrampe. Die Böschung war mit Steinen übersät, so dass das An- und Ablegen sich als schwierig erwies, zumal riesige Pötte ständig hohe Wellen erzeugten. Nach ausgiebiger Beratung und kompetenter Fachsimpelei verlief aber doch alles glatt, sieht man mal davon ab, dass der Schreiber dieser Zeilen auf rutschigem Untergrund beim Einlegen des Steuers ein Vollbad in der Donau nahm. Für solche Fälle hat man einen Satz Wechselklamotten im Rudersack. Die verbleibenden Kilometer legten wir dann zügig zurück, so dass wir deutlich vor Einbruch der Dunkelheit im Ruderclub Straubing anlandeten. Schnell wechselten wir die Klamotten und schon ging es zum Abendessen in das Gasthaus zum Bayrischen Löwen.
An dieser Stelle soll der Fahrtenleitung noch einmal höchste Anerkennung gezollt werden. Für den nächsten Tag waren 71 km Tageskilometer geplant. Bernd & Bernd änderten die Planung so, dass wir tägliche Strecken vor uns hatten, die in etwa einer Wannsee-Umfahrt entsprechen.
Am nächsten Tag,11.9., waren entgegenkommende Lastkähne und Bojen für die Steuerleute eine Herausforderung, da durch einsetzenden Regen die Sicht etwas eingeschränkt war. Die Binnenschiffe, die auf der Rhein Main Donau- Strecke unterwegs sind, haben andere Ausmaße als die Kähne, die wir von unserer Hausstrecke gewohnt sind. Die Schnellboote der Bundeswehr kannten uns bereits und drosselten ihre Geschwindigkeit bei Annäherung. Nach 35 km kamen wir wohlbehalten im Ruderclub Deggendorf an.
Der Steg schwankte erheblich und zusätzlich mussten wir hier die Boote noch über zwei parallele Schrägen auf den Bootsplatz tragen. Vier am Bug und vier am Heck, vier laufen rückwärts und vier vorwärts und das Ganze im Gleichschritt. Da muss einer den „Hut aufhaben“. So kam es, dass ein weiterer Ruderkamerad ein Vollbad in der Donau nahm. Er war schnell geborgen und nahms mit Humor. Die von allen Seiten gereichten trockenen Klamotten unterschiedlichster Konfektionsgröße sorgten schnell wieder für Wohlbefinden.
Beim Abendessen wurden dann die Wetterprognosen für die nächsten Tage bekannt gegeben: erheblicher Temperaturabfall, konstanter Regen und steigende Pegelstände. Wir beschlossen die daraus folgenden Konsequenzen nach aktuellem Kenntnisstand beim Frühstück am 12.9. zu entscheiden.
Im weiteren Verlauf des Abends blendeten wir diese düsteren Prognosen aus und erfreuten uns an dem mitgeführten Wein und den Geschichten unserer weitgereisten Ruderkameraden.
Die Prognosen trafen ein, Temperatursturz auf 8°, permanenter Regen und steigende Pegel. Es gab keinen Widerspruch zur Entscheidung: Abbruch der Rudertour in Deggendorf, Abriggern und Verladen der Boote. Dann ging es nach Passau.
Im barocken Dom besuchten wir ein beeindruckendes Orgelkonzert. Anschließend gab es feinste Süßspeisen in einer nahegelegenen Konditorei, bevor wir zu unserem letzten Quartier, dem Gasthof Gierlinger in Obermühl aufbrachen.
Bei einer knappen Mehrheit von 7:5 entschieden wir uns dafür am nächsten Tag,13.9., nach Berlin zurückzukehren. Die Rückfahrt der beiden Fahrzeuge verlief unspektakulär. Am Samstag,14.9. trafen wir uns um 11 Uhr zum Abladen und Aufriggern der Boote im Verein.
Beim anschließenden Resteessen im Bootshaus konnten wir unseren Dank noch einmal an die Fahrtenleitung aussprechen. Ihr habt auf die Widrigkeiten und Unwägbarkeiten sofort reagiert und die Planung umgestellt. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Auch an dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön für diese Fahrt. Dass ihr nun die Fahrtenleitung in andere Hände übergeben wollt, ist einerseits traurig aber nur zu gut verständlich. Ihr hinterlasst riesige Fußstapfen, in die sich so schnell keiner traut einzutreten. Vielleicht schaffen wir es im nächsten Jahr eine kürzere Fahrt in Brandenburger Gewässern z.B. von Berlin nach Rathenow mit dieser Mannschaft zu organisieren.
Mit dabei waren: Achim Bläck- Neumann, Michael Rehder, Ulrich Luhn, Thomas Gilges-Klemmt, Gerhard Belmega, Albert Zeller, Andy Jahn, Reiner Ohm, Heinrich Ohmes, Bernd Stoeckel, Bernd Zerban und Axel Engelmann vom RV Collegia
Heinrich Ohmes