Arkona Blog

Berliner Morgenpost vom 19.08.2018

von | Aug 27, 2018 | 2018, Aktuelles

von Philip Häfner

Berlins Schnellboot

Der Achter von der Ruder-Union Arkona kann den Titel in der Bundesliga holen

Vor dem vorletzten Renntag am Sonntag in Leipzig stehen sie an der Spitze der Bundesligatabelle.

Ber­lin.  Der Deutsch­land-Ach­ter mag das Flagg­schiff des Deut­schen Ruder­ver­ban­des sein. Gegen ein Ber­li­ner Boot hät­te aber selbst er kei­ne Chan­ce. Aller­dings sind die Rah­men­be­din­gun­gen auch völ­lig ver­schie­den. In der olym­pi­schen Boots­klas­se wer­den 2000 Meter zurück­ge­legt – in der Ruder-Bun­des­li­ga, in der die Haupt­stadt­sprin­ter der Ruder-Uni­on Arko­na momen­tan die Tabel­le anfüh­ren, sind es ledig­lich 350 Meter. Bei der einen Vari­an­te zählt vor allem die Aus­dau­er, bei der ande­ren ent­fal­tet sich die gan­ze Kraft inner­halb von 50 Sekun­den – für Tak­tie­ren bleibt kei­ne Zeit. „Es sind zwei völ­lig ver­schie­de­ne Dis­zi­pli­nen“, meint Tobi­as Opper­mann (25), der Kapi­tän der Haupt­stadt­sprin­ter, „wie Mara­thon und Sprint.“

Auch die Frauen aus der Hauptstadt sind oben dabei

Die Ber­li­ner bekom­men die­sen Spurt in die­ser Sai­son bis­lang am bes­ten hin. Vor dem vor­letz­ten Renn­tag am Sonn­tag in Leip­zig ste­hen sie an der Spit­ze der Bun­des­li­ga­ta­bel­le. Auch bei den Frau­en mischt ein Boot mit Ber­li­ner Betei­li­gung oben mit: Der Havel­queen-Ach­ter, der­zeit Zwei­ter, ist eine Ruder­ge­mein­schaft aus Tegel und Pots­dam. Dage­gen sind die Haupt­stadt­sprin­ter als eines der weni­gen Teams eine rei­ne Ver­eins­mann­schaft. „Das macht uns stolz, weil es zeigt, wie breit wir im Ver­ein auf­ge­stellt sind“, sagt Tobi­as Oppermann.

Nach Platz zwei im Vor­jahr will der Arko­na-Ach­ter in die­ser Sai­son erst­mals den Titel holen. „Nach­dem wir beim Renn­tag in Min­den den dor­ti­gen Aus­rich­ter und direk­ten Ver­fol­ger geschla­gen haben, ist das jetzt ganz klar unser Ziel“, sagt Opper­mann. Zu Sai­son­be­ginn hat­te man zunächst noch tief­ge­sta­pelt, weil es eini­ge Abgän­ge gab und zudem ein kom­plett neu­es Boot ange­schafft wurde.

Insgesamt besteht das Team aus 14 Ruderern

„Da braucht es eini­ges an Fein­tu­ning“, erklärt Björn Sbier­ski (33). Und eigent­lich sei das Boot bis heu­te nicht opti­mal ein­ge­stellt. Was wie­der­um bedeu­ten wür­de, dass die Ber­li­ner sogar noch schnel­ler fah­ren kön­nen. Ins­ge­samt besteht das Team aus 14 Rude­rern, von denen pro Renn­tag aber immer nur zwölf ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Trai­niert wird auf der Havel. Tei­le der Besat­zung haben in der Ver­gan­gen­heit bereits inter­na­tio­na­le Medail­len ein­ge­fah­ren – Tobi­as Opper­mann etwa war Junio­ren-Welt­meis­ter im Ach­ter und gewann 2015 Gold bei der Uni­ver­sia­de im Vie­rer ohne Steu­er­mann. die Olym­pi­schen Spie­le 2016 fan­den trotz­dem ohne ihn statt. Danach stell­te sich Opper­mann wie so vie­le Rude­rer in sei­nem Alter die Fra­ge: Wie soll es weitergehen?

„Für die­je­ni­gen, die nicht in der Natio­nal­mann­schaft sind, gibt es nicht vie­le Wett­kämp­fe. Gera­de des­we­gen ist die Bun­des­li­ga ein tol­les For­mat, das die Sze­ne belebt. Es hält die Leu­te beim Rudern, die sonst viel­leicht auf­hö­ren wür­den“, sagt er. Die Bun­des­li­ga im Ach­ter gibt es seit 2009. Die Plä­ne zur Ein­füh­rung einer wei­te­ren Renn­se­rie im Einer muss­ten zwar kürz­lich man­gels Inter­es­se ver­wor­fen wer­den. Dafür erfreut sich die Vari­an­te im gro­ßen Boot enor­mer Beliebtheit.

Das Kon­zept kommt so gut an, dass es mitt­ler­wei­le sogar in Groß­bri­tan­ni­en kopiert wur­de, dem Mut­ter­land des Ruderns. An jedem Renn­tag gibt es zunächst Zeit­läu­fe, aus denen sich die Duel­le im Ach­tel­fi­na­le erge­ben. Danach geht es im K.o.-System wei­ter, bis am Ende nur noch zwei Boo­te übrig sind, die das Fina­le bestrei­ten. Die Aus­tra­gungs­or­te sind zum Teil ziem­lich spek­ta­ku­lär. In Min­den wur­de zuletzt am Was­ser­stra­ßen­kreuz auf der Trog­brü­cke des Mit­tel­land­ka­nals gefah­ren, die über die rund 13 Meter tie­fer gele­ge­ne Weser führt. Der Kanal ist an die­ser Stel­le so schmal, dass gera­de ein­mal zwei Boo­te neben­ein­an­der pas­sen. Auch der Renn­tag in Leip­zig ist mit sei­nem Fina­le unter Flut­licht einer der Höhe­punk­te. „Sol­che Events begeis­tern auch die­je­ni­gen, die sonst nichts mit Rudern zu tun haben und des­halb nie an eine klas­si­sche Regat­ta­stre­cke kom­men wür­den“, sagt Col­ja Rieth (22).

In Ber­lin wur­de 2016 und 2017 an der Ober­baum­brü­cke gefah­ren. In die­sem Jahr ist die Stadt aller­dings kein Aus­tra­gungs­ort mehr.

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