Montag, 7. Juni
Alle Teilnehmer sind pünktlich um 7.30 Uhr am Bootshaus, weshalb zur Belohnung nach den letzten gefallenen Regentropfen eine in diesem .Jahr ungewöhnlich lange Trockenperiode von fünf ganzen Tagen beginnt. Um 8 Uhr verlassen zwei Kleinbusse mit 17 älteren und alten, Jung gebliebenen Herren und drei Vierern die Scharfe Lanke. Kleinere Sünden belohnt der liebe Gott bekanntlich sofort und deshalb reißt die Wolkendecke endgültig auf, nachdem die erste Ampel der Reise bei eher dunkelgelber Farbe aus technischen Gründen überfahren werden muss. Um 11.30 Uhr kommen wir, die von Bernd Stoeckel vorgegebene Zeitschiene penibel einhaltend (daran wird sich bis zum Fahrtenende auch nichts mehr ändern), in Weischütz in Sachsen-Anhalt an. Das Mittagspicknick wird vorbereitet. nachdem die Boote abgeladen und aufgeriggert sind, während der Anhänger zu unserem Quartier gebracht wird. Als die Wartezeit Nervosität aufkommen lässt. wird zum fabrikneuen Kartenspiel gegriffen, um bei einer Runde Mau-Mau die Regeln nach dreißigjähriger Spielpause erstmals einer Prüfung zu unterziehen. Kurz bevor die ersten Streitigkeiten darüber, wer aussetzen muss und wer zwei oder vier ziehen soll in Handgreiflichkeiten übergehen, erscheinen die Fahrer und das Buffet wird eröffnet. Die modifizierte Kappenordnung gilt ab sofort und die ersten Silberlinge klingeln alsbald in Bernd Kappmeiers Kasse. Um 14 Uhr werden die Boote zu Wasser gelassen und um 14.30 Uhr beginnt die wilde Fahrt. Der Schiebewind und die Strömung sind so stark, dass nach dem Kommando „Ruder Halt“ die Boote eher schneller werden! Beim ersten Stopp wird festgestellt. dass ein hier nicht namentlich genanntes, hochstehendes Mitglied der Delegation der RU-Arkona mit falsch eingelegten Skulls gefahren ist. Wie es glaubwürdig erklärt, „wollte er nur die Aufmerksamkeit der Truppe“ testen, was problemlos gelungen ist. Nach 11,2 Ruderkilometern und zwei Schleusen wird die Mündung der Unstrut in die Saale mit einem zünftigen Plastikbecher Wein aus der Region begossen. Nach weiteren dreitausend Metern wird kurz vor Naumburg beim Re Rot Weiß Naumburg nach 14,6 km angelegt. Nachdem die Boote an Land sind, wird auch das erste kühle Fassbier auf ehemals ausländischem Boden gereicht. Ein kurzer Spaziergang führt uns zur Pension Felsenkeller. Beim Abendessen auf der Terrasse ist Sülze der Renner des Tages, bevor uns der Wirt noch eine kleine Spezialführung durch seine Gemäuer gewährt. Gegen sehr solide 22 Uhr (es ist noch nicht mal dunkel!!) machen sich alle überraschender Weise auf den Weg in ihre Zimmer, um sich von den Anstrengungen des ersten Rudertages und besonders des Abendessens zu erholen.
Dienstag, 8. Juni
Wetter: leichter Wind 1-2, sonnig, ca. 25 Grad
Für 8 Uhr hat der Chef zum Frühstück geladen. Angefangen wird erst. wenn auch der letzte Langschläfer am Tisch sitzt. Sehr clever, dieser Gruppendruck. Die ersten Rudergenossen warten seit 7 Uhr bei herrlichem Sonnenschein vor ihren leeren TeIlern auf der Terrasse, bekommen aber aus purem Mitgefühl „een Gännchn Gawwe“ serviert. Kurz nach neun marschieren wir gestärkt zum Bootshaus und um 9.30 Uhr legen die Boote ab. Die Schleusenwarte von Oebelitz und Beuditz erweisen sich als schlechte Beamte, da sie uns trotz des .Schlreßtaqs“ am Dienstag durchschleusen und eine Art Begleitservice veranstalten. Zwischen den Schleusen und einigen Rudermetern gibt es eine ausführliche Mittagspause. Das Essen wird wie immer perfekt vom Landdienst vorbereitet (ein besonderes Lob, das er nie hören wird, gilt dem Bäcker des herrlichen Krustenlandbrotes) Der Wein hätte vielleicht eine Winzigkeit besser temperiert sein können, aber niemand hat sich die Zunge verbrannt und gemeckert wird sowieso nicht! Die Kerzen, die auf der festlich gedeckten Tafel natürlich nicht fehlen, versuchen gegen die gleißende Sonne in Puncto Wärme und Helligkeit anzukämpfen, verlieren aber, da sie alsbald vom Wind gelöscht werden. Am Flusskilometer 136 sollte der Protokollant etwas in den Bericht aufnehmen, was er aber nach den sich überstürzenden Ereignissen vergessen hat. Schön, dass uns auf vielen Kilometern unsere gefiederten Freunde singend begleiten! Leider wird das Geräusch von einem sogenannten Naturfreund irgendwann schnöde als quietschender Rollsitz identifiziert. Wieder eine Illusion weniger! Gegen 16 Uhr ist nach 31,5 Ruderkilometern Ankunft im Kanuclub Bad Dürrenberg, wo uns ein dezent ganzkörpertätowierter Sportsfreund mit seinem recht zahmen Dobermann begrüßt. Die Boote werden unfallfrei über den Anlegesteg, bestehend aus Brettern, die auf Styroporquader geschraubt (!!) sind, getragen. Das Ganze ähnelt eher einem Mikadospiel nach dem ersten Wurf als einer Steganlage. Der Hund hat keinen Appetit auf Ruderer, so dass wir gegen 16.30 Uhr vollzählig abfahren und 1715 Uhr am Felsenkeller ankommen. Während die ersten Warmduscher warm duschen, trinken andere ihr erstes Bier (vier Mitfahrer werden beim Verzehr von Kaffee und Torte beobachtet. Namen sind der Redaktion bekannt. werden aber nur gegen angemessenes Bestechungsgeld verraten – das nennt man Kameradschaft!) Ab 19 Uhr ist Abendessen und ‑trinken angesagt. Dass man auf Zander etwas länger warten muss, wissen wir jetzt auch.
Mittwoch, 9. Juni
Wetter: sonnig, heiß (28 Grad), leichter Wind
Pünktlich wie die Maurer machen wir uns um 9 Uhr auf den Weg zur Arbeit. d.h. zum Kanuclub Bad Dürrenberg, wo die Mannschaften, wie jeden Tag, bunt durcheinander-gewürfelt werden, damit sich keine Gruppen in der Gruppe herausbilden. Es rudert sich leicht und locker und auch die Kommando-Übungen, die Markus mit seiner Mannschaft veranstaltet. können die Laune nicht verderben. Es herrscht offensichtlich die Ruhe vor dem Sturm!
Die Rischmühlenschleuse erwartet uns nach 11,5 km. Die Bauarbeiten sind angekündigt (es ist schon sonderbar mit den Schleusen: entweder ist Schließtag oder der Schleusenmeister hat um 13 Uhr endlich Feierabend, weil er auch schon eine Schleusung durchgeführt hat oder an der Schleuse wird gebaut) aber der Schleusenwart erklärt Bernd Stoeckel. dass die Boote „problemlos“ übergetragen werden können. Unter „problemlos“ versteht der gute Mann, der offenbar ein Ruderboot bisher nur als Bastelbogen kennen gelernt hat. dass die Böschung, an der die Boote wieder eingesetzt werden müssen, nicht 90 Grad sondern nur lächerliche und bequeme 70 Grad abfällt. was besonders Bernds Bandscheiben zu schätzen gelernt haben. Was lernt uns das? Problemlos gibt‘ s nicht!
Nach einer Stunde ruderfremder Tätiqkeit kann die Fahrt dennoch in Richtung Mittagspause fortgesetzt werden. Der Schleusenwart von Meuschau vor Merseburg überbringt die Hiobsbotschaft. dass er uns zwar gnädigerweise noch durchschleusen würde, er um 13 Uhr (es war 12.50 Uhr) aber Feierabend hätte, so dass er vom Fahrtenleiter mit Westmark bestochen werden muss, um seiner Beamtenseele einen Schub zu geben, die nächste Schleuse speziell für uns zu öffnen. Die Mittagspause fällt dementsprechend kurz aus und die anschließende Regatta zur Schleuse Planena zeigt. zu welchen körperlichen Leistungen man trotz Hitze und vollem Magen gegen jegliche medizinische Vernunft fähig ist. wenn die Motivation (ein kühles Bier) stimmt. Gegen 15.45 Uhr ist schließlich nach 30,6 Ruderkilometern Ankunft beim SV Halle Böllberg. Im Foyer des schönen Hauses, in dem wir übernachten, zeigt uns die Ahnengalerie der vielen Olympiasieger (Thomas Lange!), dass wir uns im Haus der DDR-Elite aufhalten dürfen. Nach Personalausweisen wird nicht mehr gefragt.
Nachdem die Boote z.T. abgeriggert und aufgeladen sind, da die Schleuse hinter dem Ruderclub natürlich defekt ist und umfahren werden muss, ist erst mal Pause. Das gute und reichliche Abendessen im Vereinshaus wird zu Vorkriegspreisen (Nudelpfanne zu 4,90 Euro) angeboten. Der Abend klingt mit einer kurzen Fahrt durch Halle aus und weil wir so lange nicht mehr auf dem Wasser waren, besuchen wir ein Restaurantschiff, nehmen aber die notwendigen Kalorien nur noch in flüssiger Form zu uns. Die versprochene Eisdiele entpuppt sich leider nur als Langneseeiskiosk, aber das kann nun wirklich niemanden erschüttern.
Donnerstag, 10 Juni
Wetter: wolkenlos, 28 Grad kaum Wind
Gegen 10 Uhr werden die Boote an der am gestrigen Abend begutachteten Steile unter wohlwollender Anteilnahme der vorbeidefilierenden Bevölkerung zu Wasser gelassen. Die Abfahrt verzögert sich ein wenig, da der Boots-Anhänger von einem Mitruderer zum Quartier zurückgefahren werden muss, was aufgrund eines Blechschaden-Unfalls auf der Stadtbrücke. der den Verkehr durch konsequentes Nichthandeln der Polizeikräfte dennoch eine Stunde behindert, seine Zeit braucht. Da an der Abfahrtsteile nur Platz für zwei Vierer ist. darf sich eine Mannschaft schon etwas warmrudern, was angesichts der knapp dreißig vor uns liegenden Kilometer von unschätzbarem Vorteil ist. Die Erkundung der Halleschen (Hallenser?) Gewässer bleibt den an Land gebliebenen leider verwehrt. Irgendwann qehts aber immer weiter und so findet die Mittagspause nach 17,6 km am Sportplatz der TSG Salzmünde statt. Endlich Schatten und die Möglichkeit ein Eis zu kaufen. Der Landdienst. der „noch nicht mit euch gerechnet“ hat. wird dementsprechend bei der Zubereitung des Buffets angefeuert und bewundert, nicht ohne Hinzufügung diverser sinnvoller und wichtiger Verbesserungsvorschläge (richtiges Wurstschneiden, korrekte Gurkenscheibenbreite . ) Dass auch das Ablecken eines joghurtbecherdeckels mit .auffer“ Kappe unbarmherzig mit Strafe belegt wird, erlebt ein Ruderkamerad schmerzhaft. doch mit überlebensnotwendiger Gelassenheit.
Gegen Ende des Rudertages kommt das bisher so schmerzlich vermisste Kulturprogramm, das bisher nur aus der Identifizierung verschiedener Weinsorten bestand, zu seinem Recht: Rechts von uns, d.h. links … also … sagen wir besser:
Steuerbord erhebt sich die eindrucksvolle Höhenburg Wettin, die, wie ja schließlich jeder weiß, seit Jahrhunderten Markgrafen, Kurfürsten und von 1806 bis 1918 sogar die Könige von Sachsen aus dem Geschlecht derer von Wettin beherbergte. Natürlich war Graf Dietrich I. der leider bereits 982 verstarb, der geliebte Stammvater der Wettiner. Und wir dürfen an dieser Burganlage vorbeirudern! Ein herrliches Leben!
Gegen 16.30 Uhr erreichen wir nach 28,9 km das Tagesziel. den eampingplatz Saaletal. Den davonschwimmenden Paddelhaken rettet unter Aufgabe trockener Kleidung und ohne Rücksicht auf Verluste, wie die gefährdete Fortsetzung seines Lebens Marcus, der sich tollkühn in die Fluten stürzt. Nach dem folgenden Genuss eines Kaltgetränkes mit vernachlässigbarem Alkoholgehalt wird der Rücktransport nach Halle eingeleitet. 1730 Uhr ist Ankunft im .Huderverein Halle Böllberg von 1884 und Nelson von 1874“ (1953 bis 1989 Chemie Halle/Sektion Rudern).
Leider kann auch nachträglich mit Hilfe modernster Medien nicht geklärt werden, wofür der lustige Name „Nelson“ steht. Nicht unwahrscheinlich, dass er auf den britischen Admiral Horatio Nelson, der 1805 bei Trafalgar die napoleonische Flotte vernichtend schlug (nicht er allein), zurückgeht. jener Nelson verkörperte übrigens in vorbildlicher Weise den Wahlspruch, dass man dann aufhören solle, wenn‘ s am schönsten ist. da er noch am Ort seines Triumphes von gegnerischer Kugel getroffen am Siegtag verstarb. Eher unwahrscheinlich, dass sich der Verein „Nelson von 1874“ nach dem Nelson‑P Kopfbolzendübel oder gar der kanadischen Punkband .Hawk Nelson“ benannte – eher umgekehrt. Sei s drum. Man kann nicht alles wissen.
Um 19 Uhr wird mangels Plätzen im nicht vorhandenen Gartenrestaurant in den gut geheizten Räumlichkeiten ein der Temperatur angemessenes, üppiges, scharfes und heißes Mahl eingenommen. Der Tag klingt wie immer geruhsam aus und während sich ein Teil der Mannschaft bei einem Spaziergang um die Rabeninsel freiwillig blutgierigen Insektenmyriaden zum Fraß vorwirft. verbringt der klügere Teil den Abend plaudernd, das über den Tag angereicherte Flüssigkeitsdefizit langsam ausgleichend, am Bootssteg.
Freitag, 11. Juni
Wetter: heiter bis wolkig, wenige Regentropfen. 26 Grad Windstärke 3–4
Der Wetterbericht verheißt seit Tagen nichts Gutes für die heutige Etappe. Über ganz Deutschland toben Unwetter, Gewitter, Hagel und Starkregen. Über ganz Deutschland? Eine kleine Armada von drei Arkona-Doppelvierern mit Steuermann fährt auf der Saale bei bestem Wetter, dunkle Wolken ziehen auf und verziehen sich wieder, und das alles, weil sich am Vorabend zwei Mitruderer der Bratkartoffeln von Wolfgang Krause erbarmt hatten. Angemessener Schiebewind treibt uns gerechter Weise (..dem Fleißigen gehört die Weit“) dem Ziel in Bernburg entgegen. Vorher können wir sogar (Planabweichung!!!!) in Alsleben eine Mittagspause durchführen, nachdem wir die Boote am nicht idealen Ausleger festmachen. Der Landdienst wird zwar wieder auf dem falschen Fuß erwischt. weil die Rudergruppe schneller als die beiden Busse ist. so dass die Vorräte noch nicht ergänzt werden konnten, aber auch die Reste müssen irgendwann mal weg (man hat ja „verzichten“ gelernt). Die ersten Regentropfen der Ruderfahrt fallen pünktlich zu Essensbeginn, doch dabei bleibt es, die zweiten und dritten vergessen auf die Erde niederzugehen. So einfach ist Meteorologie.
Nach 30,5 km erreichen wir gegen 15.30 Uhr Bernburg und legen beim Bernburger RC an. Der Pappelsamenangriff macht nicht nur wegen seiner Erinnerung an den einen oder anderen noch gar nicht so lange zurückliegenden Schneesturm des Winters einigen Aktivisten zu schaffen. Noch vor dem Anlegen wird vom Wasser aus ein Fotoshooting mit der malerischen Kulisse der Stadt im Hintergrund durchgeführt.
Pünktlich zum Eröffnungsspiel der Fußball WM (Verzeihung: aus Urheberrechtlichen Gründen muss es natürlich heißen „FIFA Fußball WM“) treffen wir in der Pension Berlin ein.
Das gemeinsame Abendessen wird in der „Sonderbar“ begangen, deren Name sich uns erst erschließt. als wir feststellen, dass es sich eigentlich um eine Sauna mit angeschlossenem Restaurant handelt. Glücklicherweise werden neben dem reichlichen Essen auch gekühlte Getränke in hinreichender Quantität gereicht. Nach dem zweiten oder dritten Aufguss flüchten wir aber doch ins Freie, wo wir aufatmend einen kleinen Spaziergang zum Schloss mit der schönen Aussicht auf die Saale und durch die weitgehend unzerstörte Stadt machen.
Das bisher doch arg kurz gehaltene kulturelle Programm erfährt an der Bärengrube des Schlosses (seit 1860: russische Braunbären) endlich Auftrieb. Was wir alles nicht erfahren, aber insgeheim doch ahnen sind die wichtigsten Daten der Stadtgeschichte ( a) Schloss Bernburg 961 erstmals als askanische Rund- oder Fliehburg erwähnt. b) 1325 Till Eulenspiegel Turmbläser auf dem Schloss, c) 1426 Heringskrieg, d) 1682 letzte Pest. e) 1697 erste Saale-Schleuse, f) von Stadtbränden wird erstaunlicher Weise nicht berichtet!?) Wie die meisten Ex-DDR-Städte hat auch Bernburg unter dem Bevölkerungsrückgang zu leiden (1960: 44.000 Einwohner, 1990: 39900, 2008: 30300) Dass u.a. Hans-Joachim Böhme (SED-Funktionär) als bedeutender Sohn der Stadt genannt wird, interessiert aber nur noch ausgesprochene Liebhaber der Historie ..
Zeitig, wie das auf Ruderfahrten so üblich ist. begeben sich alle brav in die Kojen.
Sonnabend, 12. Juni
Wetter: bewölkt, teils schauerartiger Niederschlag, 18 Grad, mäßiger Wind
Auf zur Schlussetappe! Die im 200m- Rhythmus rückwärts zählende Flusslängenanzeige strebt unaufhaltsam der Null entgegen, was mit der Mündung der Saale in die Elbe gleichzusetzen ist. Popelige 37 km liegen vor uns, als wir die Fahrt von Bernburg nach Barby beginnen. Als klei- ne Überraschung, um die Langeweile des Galeerenruderer-Daseins in erträglichen Grenzen zu halten, geht über Mittag ein mäßiger Landregen nieder, die frischeren Temperaturen werden von den meisten Beteiligten aber eher als angenehm emp- funden. Beim TSC Calbe hat der Land- dienst den Gabentisch bereitet, und ei- nem Kanuten, der an der von unseren drei Booten belegten Steganlage aussteigen will, wird ohne Gerichtsprozessandrohung und Einschaltung des Landessportbundes Sachsen-Anhalt
Platz geschaffen. Dann geschieht das Unfassbare: Der oberste Wächter der Kap- penordnung wird beim Essen mit Kappe erwischt! Allerdings erst bei seinem zwei- ten Joghurt! Die Gruppe ist unaufmerksam. Oder müde. In Barby erreichen wir die Elbe, deren anderes Kaliber im Vergleich mit der Saale beim Festmachen ersicht- lich wird: Eine nicht auf den ersten Blick wahrzunehmende Gegenströmung führt zu unterschiedlichen Einschätzungen, in welcher Richtung man den Steg ansteuern solle. Wie gut unterrichtete Quellen mel- den, ist der Streit beigelegt, schließlich ha- ben beide Beteiligte ihre Argumente. Nach dem Abriggern und dem Halten der ob- ligatorischen Kurzreden, in denen wir uns selber sehr loben und natürlich besonders der Chef Bernd Stoeckel seinen mehr als verdienten Beifall und ein üssiges Präsent erhält, fahren wir nach Bernburg zurück. Nach Fußballseh- und Schönheitsschlafpause geht es wieder in die Sonderbar zum reichlichen, nicht immer perfekten Essen. Der größere Teil der Truppe gönnt sich noch einen Nachtisch in der Eisdiele, während sich eine kleine radikale Minderheit dem Vuvuzela-Getröte aussetzt. Wer‚s braucht…
Sonntag, 1.3.Juni
Wetter: egal, weil Rückfahrt (ganz schön)
Pünktlich, uns präzise am amtlichen Zeitplan entlanghangelnd, erreichen wir die Fähre bei Barby. Beim on- und off- rollen (!) des Trailers muss mit bewährter Handarbeit nachgeholfen werden, weil der Anhänger leider nicht die Rampe hinab- und hinaufkommt ohne als Ab- schiedsgruß am Boden zu kratzen. Nach abenteuerlicher Fahrt über immer sch- maler werdende Landstraßen und immer verlassener aussehende Dörfer, kommen wir schließlich doch zur allseits bekann- ten, guten alten „Transitautobahn“, die uns mit der Heimat verbindet. Die letzten Kilometer nach Spandau sind ein Katzen- sprung und nacyh dem Aufriggern, Säu- bern und Ablegen der Boote an ihrem vertrauten Ruheplatz nehmen wir auf der Terrasse des Vereinshauses noch einen Abschiedstrunk zu uns. Alle sind gesund, die Boote sind weitgehend unzerstört, im Wettbewerb werden der RU Arkona 17 x 150 km = 2250 km gutgeschrieben, die Sonne scheint! Was will man mehr? Ein herrliches Leben…
Klaus Becker
Download hier: AH-Fahrt Saale, Unstrut 2010