Schon fast traditionell brechen wir den letzten Jahren in den Norden auf und rudern am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, auf der Oberhavel. Wir waren in den letzten Jahren schön öfters dort, mal sind wir vom RC Tegelort gestartet, haben Zielfahrten und Wanderfahrten gemacht , ruderten bis zur Schleuse Schönwalde oder einfach nur von uns zum Skipper am Havelkanal und zurück. Im letzten Jahr machten wir es ganz anders und ruderten von Arkona zum Ruderverein Birkenwerder. Im Verein konnten wir die Boote lagern und drei Tage später ging es zurück. Diese Fahrt hatte uns sehr gefallen und deshalb wollten wir es in diesem Jahr genauso machen.
„Bruno Döring“ und die „Oberhavel“ machten sich auf den Weg. Bei kaltem und ostwindigen Oktober-Wetter ging es los. Allerdings versprach der Wetterbericht 10 Stunden Sonnenschein. Genauso war es dann auch: es ging schnell über die Schurre an der Schleuse Spandau, vorbei an Eiswerder, der Liebesinsel, die irgendwie umgebaut wird, und der Wasserstadt Spandau. Vor der Fähre Spandau-Heiligensee machten wir eine längere Pause und segelten sonnenscheinbeglückt bergauf. Da beim RC Tegelort der Steg belegt war, entschlossen wir uns beim RC Saffonia unseren Steuermannswechsel vorzunehmen. Dort trafen wir auf befreundete Ruderer der BRG, machten Pause und natürlich ein kleines Schwätzchen. Unser Vierer legte zuerst ab, der Zweier musste noch einige Minuten warten, denn der Saffonia-Achter wollte zeitgleich anlegen. Die restlichen 11 Kilometer vertrödelten wir völlig. Wir genossen die herbstliche Sonne; sammelten die Blätter, die im Boot waren; resümierten über unsere vorherige Fahrt zum Skipper; überlegten, ob wir nicht lieber den Havelkanal nach Ketzin rudern sollten. Aber nein, das ist nun wirklich zu weit und wir haben kein Quartier in Ketzin. Außerdem sind wir in Birkenwerder verabredet. Ein großer Schubverband zwingt uns zu einer weiteren Pause, den „Weißen Schwan“ und die „Havelbaude“ lassen wir auf beiden Seiten liegen.
Gegen 15 Uhr legen wir in Birkenwerder am Verein an und werden dort schon von Hinrich freudig erwartet. Als wir die Boote gelagert haben, wird der Grill angemacht und wir holen unser mitgebrachtes Essen zum Grillen heraus. Einige Würstchen tauchen auf, Oliven, Senf, Hot Chili Sauce und Brot. Ohne vorherige Absprache haben alle Kartoffelsalat mitgebracht! Es ist nicht zu fassen: Kartoffelsalat von Lidl, mit Dill und Gurken, einfach aus der Packung; der Nadler-Steakhouse-Kartoffelsalat ist auch nicht verfeinert worden; der Aldi-Kartoffelsalat schon, hinzugefügt wurden noch frische Kartoffeln und Gurken. Der Penny-Salat hat als Nahrungsergänzungsmittel frische Tomatenerhalten und wir probieren alles durch. Fazit: irgendwie schmecken alle Salate gut. Kuchen und Gummibärchen als Nachtisch runden unser kleines Büfett ab. Außer den Kartoffelsalaten gibt es noch was zu Trinken. Nach einer völlig entspannten, gemütlichen Rudertour und dem Grillen fahren uns zwei nette Ruderkollegen noch zum S‑Bahnhof Birkenwerder, sodass der 30-minütige Fußweg dorthin entfällt. Fazit des ersten Tages: Gerhard ist nun auch LRV-grün und Christiane hat ihre längste Rudertour gemeistert. Und Ingrid und Sebastian rudern am Freitag den Zweier wieder zurück.
Am Samstag will dann der Rest (Ingrid, Sebastian, Mara, Peter und ich), die „Bruno Döring“ wieder heimrudern. Da die S‑Bahn nur alle 20 Minuten fährt, treffen wir uns in der S‑Bahn am Bahnhof Wittenau. 14 Minuten Wartezeit in Hohen Neuendorf müssen wir überbrücken und sind nach zwei Minuten in Birkenwerder. Wir laufen zum Ruderverein, die diversen Routenplaner geben eine Zeit zwischen 25 und 30 Minuten Fußweg an. Da der Fußweg sehr lang ist, kehren wir beim örtlichen Bäcker ein und versorgen uns mit leckeren Schnecken. Wir vertrauen auch heute dem FU-Wassersportbericht, denn der kündigt den Regen erst für den Abend an.
Der Ruderverein Birkenwerder liegt nicht direkt an der Havel, sondern ein wenig versteckt in einem Abzweig der alten Havel. Dort mündet auch die Briese in die Havel. Nach dem Ablegen schauen wir einer Nutria beim morgendlichen Putzen zu, nachdem sie vorher schon an uns vorbei geschwommen ist. Welche Idylle, nur 25 Kilometer weg von Arkona!
Wir rudern nicht direkt zurück, sondern drei Kilometer bergauf, denn wir wollen auch in diesem Jahr unbedingt nach Venedig rudern. Wer es nicht weiß: Venedig ist ein Ortsteil von Hohen Neuendorf, idyllisch gelegen an der Oberhavel, bzw. am Havelkanal. Wir rudern noch ein kleines Stück weiter, unser Ziel ist die Schleuse Pinnow. Zurück geht es dann Havel abwärts. Wir sind kilometerweit ganz alleine auf der Havel. Nur ein Schubschiff vor uns behindert unser Rudern. Also, ein paar Dicke, die dann doch ein paar mehr werden, und schon sind wir vorbei. Wir rudern wieder in unserem normalen Tempo. Ich habe jetzt genug gesteuert, auch am Stahlwerk Hennigsdorf vorbei, und so legen wir kurz am RC Oberhavel Hennigsdorf zum Steuerfrau-Wechsel an. Eigentlich wollen wir eine kleine Pause machen, aber Sebastian drängt uns, es schnell zu machen. Denn das Schubschiff, das wir überholt haben, ist nur noch 300 Meter hinter uns. Mara steuert jetzt und meine Mannschaft gibt mir die Gelegenheit beim Rudern mein Stemmbrett und die Riemen einzustellen. Das habe ich auch noch nie gemacht, beim Rudern alles neu einstellen! Herrlich, mal wieder was Neues. Es erinnert mich an alte LRV-Osterfahrten, wo kurz vor dem Anlegen am Zielort die Mannschaft bis auf die Position 4 alles schon auf dem Wasser abgeriggert hatte, da das Boot an Land ganz schnell verladen werden musste. Wir gewinnen, unser Schubschiff ist immer noch weit hinter uns.
Beim RC Tegelort legen wir an und machen endlich unsere wohlverdiente Pause. Der große Tisch mit den Bänken ist immer wieder klasse. Wir genießen das Wetter, das ruhige Wasser und freuen uns, dass der Samstagsdienst von Tegelort für uns die Tore öffnet. Nach dieser Pause geht es entspannt weiter, denn unser Hauptkonkurrent an diesem Tage, das Schubschiff, ist längst vorbei und wir wissen nicht, in welche Richtung es gefahren ist. In der Schleuse Spandau will nur ein Ruderboot vor uns schleusen, wir lassen es ganz ruhig angehen und ziehen unser Boot ganz gemütlich über die Schurre.
Eine tolle Rudertour geht dann zu Ende, hallo Birkenwerder, wir kommen im nächsten Jahr wieder zu euch!
Am Abend hat es wirklich geregnet.
CdH