Arkona Blog

Sternfahrt zum RVB

von | Dez. 22, 2017 | 2017, Breitensport, Jugend

Es brann­te eine Ker­ze am Mor­gen – es müss­te der 1. Advent gewe­sen sein – da mach­te ich mich auf den Weg ins Boots­haus. Ein blö­der Plan – die Auto­schei­ben dick zuge­fro­ren, das Ther­mo­me­ter zeig­te ‑1° C und wir woll­ten rudern gehen … Aber nach­dem ich Alko­hol auf die Schei­ben gekippt hat­te, konn­te ich mir das Krat­zen spa­ren – immer­hin. Warm wur­de es trotz­dem nicht. Ein ähn­li­ches Schick­sal ereil­te auch alle ande­ren – wir muss­ten krat­zen, ich kom­me zu spät, mir fal­len gleich die Hän­de ab … Den­noch konn­ten wir ver­mer­ken: Zwei Drei­er mit Steu­er­mann besetzt von der Jugend­ab­tei­lung – Lucia, Lewe, Fares, Con­ny, Artur, Luca, Lukas und Seb – die uner­schro­cke­nen, in mehr Lagen, als Zwie­beln Scha­len haben, ver­packt, mach­ten sie auf den Weg.

Wir waren guten Mutes und vol­ler Vor­freu­de. Die­se begrün­de­te sich dar­in, dass weder Seb noch Lukas (noch Alex, der auch da war, aber nicht mit­ru­der­te) Geld für einen Kakao, geschwei­ge denn ein Stück Kuchen dabei hat­ten. Kla­ro – Vor­freu­de. Aber sicher! Denn die bei­den, also Seb und Lukas, woll­ten sich gera­de bei Tho­mas etwas Geld pum­pen (mit 30 Euro müss­tet ihr hin­kom­men, oder?!) als Harald sei­ne Geld­bör­se zück­te, einen Schein her­aus­nahm und sag­te: Aber nichts wie­der mitbringen!

Also – mit Vor­freu­de mach­ten wir uns auf den Weg. Das Ziel wur­de ange­peilt mit einem Umweg über Klein Vene­dig – die­ses Sys­tem aus Kanäl­chen und Eng­stel­len. „Kenn ich nicht!“ – „Wirs­te ken­nen ler­nen!“ Die Müt­ze tief im Gesicht pfiff der Wind den­noch um die Ohren. Die Wan­gen fühl­ten sich an, wie von Nadeln gepiekt. Die drei Rude­rer je Boot zogen an den Skulls und wir scho­ben uns Meter um Meter vor, durch die Wel­len, hoch wie ein 10 Kilo­sack Kar­tof­feln (oder so was). Am Gemünd tosen­des Was­ser, wel­ches aus dem Kanal mit star­ker Strö­mung gegen den Wind drück­te. Und dann wur­de es ruhiger.

Auf dem wei­te­ren Weg muss­te erst mal gelernt wer­den – am Wochen­en­de … Doch die Mann­schaf­ten bewie­sen, dass in der Aus­bil­dung auch „Ruder lang“ bei­gebracht wur­de und alle beherrsch­ten es gut und konn­ten es ein­wand­frei umset­zen. Ich zog am Steu­er­seil, „Hal­be Kraft“, das Boot neigt sich leicht zur Sei­te, das Heck zieht nach Back­bord, der Bug dreht sich lang­sam auf die klei­ne Ein­mün­dung zu. „Boah ist das eng!“ „Ja, das wird noch enger!“

Mit hoher Kon­zen­tra­ti­on voll­führ­te die Mann­schaft jeden Befehl mit Prä­zi­si­on, so dass wir an Motor­boo­ten, Pfäh­len und Enten auf Holz­boh­len vor­beiglit­ten. Die Strö­mung im Kanal war so stark, sie schob uns auch in Klein Vene­dig vor­an. In der Mit­te ein kur­zer Halt, Boot Num­mer 2 ist auch da, wei­ter geht’s. „Nun wird es nicht mehr so eng.“ Vor­bei glei­ten wir an Stel­len, wo frü­her ein­mal Häus­chen stan­den. Mei­ne Mann­schaft drückt ihr Bedau­ern aus, dass es nicht mehr so schön ist, wie in mei­nen Berich­ten von frü­her – Enten­hau­sen, weg.

Wie­der zie­he ich stark am Steu­er­seil, das Boot neigt sich, unser Ziel kommt in Sicht. Nach weni­gen Schlä­gen legen wir am Steg des RVB an. Flei­ßi­ge Men­schen strö­men auf den Steg und hel­fen uns das Boot an Land zu brin­gen. Wie auf Hawaii wird uns ein Leb­ku­chen um den Hals gehan­gen. Schmat­zen­de Kin­der gucken auf mit gro­ßen Augen auf mei­nen Leb­ku­chen – „Nein, den ess ich sel­ber!“ Ab nach oben – die Vor­freu­de aus­kos­ten. Kakao für alle, Nacken­steak oder Sup­pe zum Kraft Tan­ken und anschlie­ßend für jeden Waf­feln oder Kuchen – welch eine Schlemmerei!

Nach gebüh­ren­der Erho­lungs­pha­se tra­ten wir die Heim­rei­se an. Der Wind war immer noch am Tosen. Wie­der leg­te sich die Mann­schaft ins Zeug. Auf Höhe des Gemünds sag­te Lucia: „Was? Hier sind wir schon? Das ging aber schnell – gru­se­lig!“ Ja, so schnell waren wir wie­der zurück am Steg. Boo­te weg und Abflug. Es war nur eine klei­ne Trup­pe, wir hat­ten alle Spaß, sind satt nach Hau­se und dan­ken Harald für die Vorfreude!

Gruß Seb

Mit mehreren pünktlichen (!) Bussen ging es am nächsten Morgen zum RV-Wandsbek. Über Außen- und Binnenalster ging es flott durch die zwei Stadtschleusen und diesmal bei Ebbe (!) durch die Kanäle der Speicherstadt  quer über die Norderelbe zum RV “Die Wikinger“.
Dort wurden wir schon erwartet. Der Verein hat die praktische Einrichtung eines Clean Up- und Brunch Termins. Wir kamen zum 2. Teil der Veranstaltung und konnten bei einem reichlich gedeckten Tisch ein zweites Frühstück einnehmen. Vielen Dank für die Bewirtung.

Nun ist es beim Rudern wie im wirklichen Leben, ein ständiges Geben und Nehmen. So nahm eines unserer Boote bei der Ausfahrt eine gelbe Tonne mit. Der Steuermann hatte den mächtigen Tidestrom nicht richtig eingeschätzt. Das andere Boot übergab wenig später den Flaggenstock an die Elbe. Die Tonne haben wir ohne Beschädigung an Ort und Stelle gelassen, den Flaggenstock aber zurückgeholt.

Über Norder- und Dove Elbe ging es dann zur Schleuse Tatenberg. Bevor wir einfahren konnten, verließ eine Armada von kleinen und großen Motorbooten die Schleusenkammer. Um kurz vor Vier waren wir wieder am Steg beim RC Bergedorf.

Nach gründlicher Reinigung der Boote spendierte Axel noch eine Runde. Das Flens ploppte zwar nicht so wie in der Werbung, schmeckte dafür umso besser. Auch der Hamburger Verkehrsverbund kennt Verspätungen und Ausfälle, so dass uns Dirk per Shuttle nach Bergedorf bringen musste.

Am Sonntag schloss sich dann ein schöner Kulturteil an. Was wäre Hamburg ohne eine Hafenrundfahrt? Anschließend ging es dann über Finkenwerder nach Teufelsbrück in die Dübelsbrücker Kajüt, ein mit allen Utensilien und Souvenirs der Seefahrer ausgestattetes Lokal.

Wir saßen an einem urigen, großen Drehtisch und ließen uns mit feinsten norddeutschen Speisen wie Labskaus und Scholle Finkenwerder Art verwöhnen.

Da wurde ein längerer Spaziergang an der Elbe zum gesundheitlichen Muss. Es stürmte heftig und wir waren alle froh, dass wir uns auf festem Grund bewegten.

Am Bahnhof Altona trafen wir Dirk wieder, der freundlicherweise unser Gepäck vom Hotel in Bergedorf zum Bahnhof durch die Stadt kutschiert hatte.

An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Vater und Sohn, die uns mit Planung und Ortskenntnis eine großartige Herrenfahrt organisiert haben. Hoffentlich können wir das Format „Herrenfahrt“ noch lange fortführen.

Heinrich

Mit dabei waren: Dirk und Bernd Stoeckel, Albert Zeller, Arnold Hiß, Jörg Irmer, Rainer Ohm, Gerhard Belmega, Andreas Jahn, Heinrich Ohmes, Axel Engelmann

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