Am Vortag des großen „richtigen Berlin-Marathon“ erscheint es aus Ruderer-Sicht sinnvoll, eine ähnliche Veranstaltung anzubieten.
42 Kilometer laufen, das können wir nicht, aber 42 Kilometer rudern, das können wir natürlich! 42 Kilometer rudern ist eine wunderbare Fahrt nach Potsdam, zum Restaurant „Seekrug“. Also ab in die Boote. Um 9 h ruderfertig trafen sich dann auch 14 Arkonen zu dieser Ausfahrt. Der FU-Wassersportbericht versprach für den Nachmittag Sonnenschein, einige Wolken, über dem nördlichen Brandenburg eventuell ein paar Schauer. Aber: vormittags sollte es neblig sein und sich dieser Nebel erst langsam auflösen.
So war es dann auch. Unseren 9‑Uhr-Starttermin verschoben wir erstmals, weil in der Scharfen Lanke überhaupt gar nichts zu sehen war. Die „Prosit“, die ja immer ca. 100 Meter von ihrem Segelverein mitten in der Scharfen Lanke liegt, tauchte um 9:30 mal kurz wie Phönix aus der Asche auf, das andere Ufer der Bucht war immer noch nicht zu sehen. Wir konnten die Sonne schon sehen und das Ende der Bucht.
Was tun sprach Zeus, bzw. unser VL Wolfgang P.K. Nach reiflicher Überlegung entschlossen wir uns, uns mal so langsam aus der Bucht in Richtung Marina Lanke vorzutasten. Die absolute Bedingung war, dass unsere drei Boote immer direkt nebeneinander rudern und auf keinen Fall auseinander rudern. Wir kamen gut aus der Bucht heraus, passierten die Reuse und die Boote bei „Rot-Weiß“ und fuhren an der Marina Lanke Werft vorbei, maximal 10 Meter vom Land entfernt. Ich bin noch nie so dicht unter Land gerudert wie heute. Kurz hinter der Marina Lanke Werft ist ebenfalls eine Reuse, die ebenso wie die Prosit plötzlich auftauchte. Aus dem Nichts. Das war zu viel für diese Tour, denn hinter dieser Reuse war nichts mehr zu sehen. Nichts, gar nichts! Nach einer kurzen Absprache aller drei Boote war es klar, dass diese Fahrt aus Sicherheitsgründen hier endet und wir zurück zum Bootshaus rudern. Unter Land war dies natürlich möglich, wir ruderten wohlbehütet in die Bucht zurück.
Ein wenig gefrustet waren wir um 10 h wieder im Bootshaus. Doch dann war schnell klar, dass wir alle unbedingt rudern wollen, alle Zeit haben und viele von uns noch ganz viele Kilometer für die einzelnen Wettbewerbe benötigen.
In unserer Ökonomie stärkten wir uns mit Kaffee und da sich erfahrungsgemäß der Nebel in Berlin in den Vormittagsstunden wirklich verzieht, begann Potsdam 2.0 gegen 10:50 Uhr.
Der „Seekrug“ war nun doch ein bisschen zu weit, außerdem gab „efa“ uns Auskunft darüber, wer welche Zielfahrt noch nicht hat und wem noch Kilometer für die Erfüllung der Wettbewerbe fehlten. Es war ganz einfach: einigen fehlte noch eine Zielfahrt in den Norden, in den Zielfahrten-Bereich 7.
Es ruft das Nordlicht, also ab in den Norden. Vorbei geht es an der Schleuse Spandau, Eiswerder-Umfahrt, Wasserstadt-Spandau-Brücke, Restaurant zum Igel auf der Heiligensee-Seite, Fähre, Fährhaus Spandau auf der Spandau-Seite und wir machen in Konradshöhe am Ruderclub Tegelort eine kurze Pause. Endspurt, wir erreichen den Havelkanal und haben den Zielbereich 7 geschafft!
Nun sind es noch 500 Meter zum „Skipper“ in Niederneuendorf. Ein Boot legt direkt am Restaurant an, die beiden anderen Boote suchen sich Leitern zum Aussteigen. Wir sitzen dann mit 14 Arkonen auf der Terrasse am großen Skipper-Tisch, der an den beiden Tischenden von zwei großen Schiffsschrauben eingerahmt wird.
Was ist das für ein tolles Leben?? Es kann besser nicht sein, die Sonne scheint, wir haben Sitzkissen und Decken, das leckere Essen kommt und einige von uns bevorzugen die bayerische Speisekarte. Oktoberfest-Bier, Weiß-Wurst und Obatzda, Kartoffelecken, Hackepeter-Brot und natürlich Kuchen, Schnitzel mit Salat. Das Essen ist total lecker und wir genießen den Blick auf den Yachthafen und den Havelkanal.
Inzwischen kommt eine Hochzeitsgesellschaft mit 40 Personen in den Skipper. Auf dem Damen-Clo finde ich es wirklich spannend, wie wir Ruderinnen in voller Ruder-Kleiderordnung auf zwei völlig gestylte Mädels treffen, die zur Hochzeitsgesellschaft gehören. Wir sind die Exoten und diese beiden Damen können überhaupt nicht fassen, wie wir uns in solchen komischen kleinen Booten überhaupt bewegen können.
Wir warten natürlich auf ein Zeichen unseres VL Wolfgang P.K. Und es kommt: „Was für ein herrliches Leben“; wir alle sind zufrieden, denn dieser Spruch fehlte noch. Nur seine Mannschaft beteuert, diesen Spruch an Bord schon mehrmals gehört zu haben.
Um 15:20 h sind alle wieder in den Booten. Ein Teil der Hochzeitsgesellschaft schaut unserem bunten Ablegen zu und weiß mal wieder nicht den Unterschied zwischen Rudern und Kanu fahren. Auf dem Rückweg machen wir keine Pause mehr und rudern durch. Auch die Einladung des Schleusenwärters zum Schleusen nehmen wir nicht an, denn wir wollen an der Schleuse Spandau noch mal einen Steuermannswechsel vornehmen.
Bei bestem Herbstwetter kehren wir wieder zurück in unserem Heimathafen und sind bester Laune. Thomas hat alle Zielfahrten, Gerhard braucht nur noch eine, Holger fehlen noch fünf Kilometer, ich bin DRV-grün!
Potsdam oder Hennigsdorf, Hauptsache rudern!!! Was für ein herrliches Leben !
CdH