Arkona Blog

Winterwanderung 2024 von Wannsee nach Stölpchensee

von | Mrz 5, 2024 | 2024, Breitensport

Mal sehen, ob das so wei­ter­geht mit der Kli­ma­ver­än­de­rung: Viel­leicht tref­fen wir uns bald zur Win­ter­wan­de­rung mit Bade­zeug und Son­nen­creme an der Bür­ger­ab­la­ge zum zünf­ti­gen Anschwim­men. Ganz so weit ist es zwar noch nicht, als wir uns am 11. Febru­ar am S‑Bahnhof Wann­see tref­fen, aber vom Win­ter ist bei gepfleg­ten 8 Grad weit und breit kei­ne Spur. Wie immer sind von Bernd Stoe­ckel, der alles her­vor­ra­gend orga­ni­siert hat, eini­ge Stopps zur kul­tu­rel­len Erbau­ung ein­ge­plant. Da das „life-long-lear­ning“ als Demenz­brem­se wich­tig ist, hören wir ger­ne zu. Und inter­es­sant ist es sowie­so, wenn man sich z.B. mal das Bahn­hofs­ge­bäu­de aus Klin­ker­stei­nen genau­er ansieht, das 1927/28 errich­tet wur­de (Archi­tekt Richard Brademanns).

Wir gehen anschlie­ßend quer über die Stra­ße, was eigent­lich durch einen Zaun auf dem Mit­tel­strei­fen ver­hin­dert wer­den soll. Unvor­sich­ti­ge Men­schen, die sich den Umweg von 30 Metern zur Ampel erspa­ren wol­len, haben in Selbst­hil­fe ein Zaun­ele­ment ent­fernt, so dass auch wir den direk­ten Weg zum Bis­marck­denk­mal und der Borus­sia neh­men kön­nen. Von Bis­marck ist nur der Ober­kör­per auf einem gemau­er­ten Sockel zu sehen (das Ori­gi­nal von Begas steht in vol­ler Pracht am Gro­ßen Stern), die Borus­sia sieht melan­cho­li­sche Schön­heit auf dem Wannsee.

Wir wol­len am Klei­nen Wann­see, Poh­le­see und Stölp­chen­see ent­lang gehen, um im Restau­rant „Zum grü­nen Baum“ in Stol­pe ein­keh­ren zu kön­nen. Erst­mal aber Halt am Kleist-Denk­mal, wo sich der Dich­ter 1811 gemein­sam mit sei­ner Bekann­ten Hen­ri­et­te Vogel erschos­sen hat. Es gibt unter­schied­li­che Ansich­ten, ob dies an genau die­ser Stel­le statt­ge­fun­den hat oder näher am Was­ser. Eini­ge Wan­de­rer glau­ben sich zu erin­nern, dass das Denk­mal frü­her (60-er Jah­re) direkt am Ufer stand. Who knows? Zumin­dest ist bekannt, dass die Begräb­nis­stät­te 2009 umge­stal­tet wurde.

Wir gehen dann die Bis­marck­stra­ße ent­lang, weil der Ufer­be­reich von Häu­sern mit Gär­ten beschlag­nahmt wur­de, für die die Begrif­fe „Vil­la“ und “Park“ manch­mal unter­trie­ben sind. Beson­ders das frü­her einem Ban­kier gehö­ren­de Anwe­sen „Haus Schoen­berg“ in der Bis­marck­stra­ße 30 A erregt unse­re Auf­merk­sam­keit. Neben dem schloss­ähn­li­chen Wohn­haus ist u.a. die Tat­sa­che inter­es­sant, dass der Besit­zer 1945 sein Leben ver­lor, als er rus­si­schen Sol­da­ten den Zutritt zu sei­nem Wein­kel­ler ver­weh­ren woll­te. Was wir schon immer ahn­ten: Reich­tum macht nicht in jedem Fal­le glück­lich. Und schützt kei­nes­falls vor Dummheit.

Am Ende der Stra­ße führt ein schma­ler Weg zum Ufer des Klei­nen Wann­sees, der an der „Wehr­horn“ genann­ten Land­spit­ze in den Poh­le­see über­geht. Jetzt geht es wirk­lich direkt am Was­ser ent­lang, wo wir nur auf weni­ge Spa­zier­gän­ger auf dem soge­nann­ten Sie­ben-Raben-Weg tref­fen. Ein Hund wei­gert sich, den Ball, den Frau­chen in den See geschleu­dert hat, zurück­zu­ho­len. Zu kal­tes Was­ser, schlecht erzo­gen oder ein­fach schlau­er als die Besitzerin?

Im Kanal zwi­schen Stölp­chen­see und Poh­le­see sehen wir eini­gen Ruder­boo­ten bei der Arbeit zu. Die meis­ten von uns ken­nen die Gegend ja nur von der Was­ser­sei­te her. Zu Fuß ist es aber auch mal nicht schlecht. Ein Ruder­freund berich­tet, dass sich hier vor lan­gen Jah­ren eine Art Amphi­thea­ter befun­den hat, von dem aller­dings bes­ten­falls ein paar Grund­mau­er­stei­ne übrig­ge­blie­ben sind. Wir über­que­ren die Alsen­brü­cke nicht, son­dern wen­den uns nach links, um den Stölp­chen­see zu umrun­den. Auf der Ost­sei­te sieht man noch das Was­ser, spä­ter ist das Ufer aber mit mehr oder weni­ger lang­wei­li­gen Häu­sern ver­baut. Hier wohnt sozu­sa­gen die 2. Klas­se der Ober­schicht, die neben dem SUV nur noch einen wei­te­ren Wagen in der Gara­ge hat. Neid? Nein Danke!

Kurz vor unse­rem Ziel sehen wir noch in die Kir­che am Stölp­chen­see hin­ein. Ein klei­nes, har­mo­ni­sches Got­tes­haus mit schlich­tem Innen­raum. Pro­tes­tan­tisch eben. Um Punkt 12 ertönt per Glo­cken­spiel „Lobet den Her­ren…“ und „Üb‚ immer treu und Red­lich­keit“. Dann fal­len wir nach dem klei­nen Spa­zier­gang nicht aus­ge­hun­gert aber mit Appe­tit in das neben der Kir­che lie­gen­de Gast­haus „Zum grü­nen Baum“ ein. Das Essen ist über­durch­schnitt­lich gut, die Prei­se der Gegend angemessen.

Mit dem Bus kann man in weni­ger als 15 Minu­ten zum S‑Bahnhof Wann­see zurück­fah­ren. Man kann gespannt sein, was nächs­tes Jahr pas­siert (sie­he Anfang). Hal­ten wir uns an die leicht abge­wan­del­te Wer­bung einer Bau­markt­ket­te: „Es gibt immer was zu lernen…“

Klaus Becker

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